Es ist das Jahr 1983. Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation und träumt von blauem Samtsakko und grauer Flanellhose. Doch seit er die Eltern belauscht hat, schwant ihm, dass daraus nichts wird. Hormanns sind pleite und wissen nicht mehr, wie sie die sechsköpfige Familie über die Runden bringen sollen. So erfinderisch die Eltern auch sind, eines können sie nicht: mit Geld umgehen. Was sie dagegen beherrschen: den Schein wahren, selbst als der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Eine authentische Reise zu einer mittelständischen Familie in den 1980er Jahren
Christina19 am 16.03.2025
Bewertungsnummer: 2440612
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation, als seine Eltern in finanzielle Schieflage geraten. Die Familie mit vier Kindern, von denen er das jüngste ist, bekommt schon bald Besuch von einem Gerichtsvollzieher. Obwohl mit dem Klavier und dem Fernseher die ersten Besitztümer gepfändet werden, hofft Daniel für seine Konfirmation weiterhin auf das Sakko aus blauem Samt und eine große Feier. Doch er hat die Rechnung ohne seine Eltern gemacht, die nicht mit Geld umgehen können…
Das Wichtigste gleich vorab: Dieses Buch hat mich positiv überrascht!
Die Geschichte ist wie eine Zeitreise in die 1980er Jahre in der Bundesrepublik. Aus der Perspektive von Daniel lernen wir dessen Mutter Marlene, seinen Vater Siegfried sowie die drei älteren Geschwister kennen. Die sechsköpfige Familie lebt in einem Eigenheim nahe Bremen, das der Vater geplant und mit viel Eigenleistung verwirklicht hat. Obwohl das Haus noch nicht sehr alt ist, besteht bereits Renovierungsbedarf: Nach starkem Regen tropft es durch das Dach des Bungalows. Damit steht der Bau, wie ich finde, fast schon sinnbildlich für die finanzielle Lage der Familie, die, wie man bald erfährt, problematisch ist – anders ausgedrückt: Familie Hormann ist pleite.
Wie es dazu kommen konnte, zeigen zahlreiche Rückblenden auf. Man lernt hierbei die Großeltern beiderseits kennen, die im zweiten Weltkrieg verschiedene Positionen einnahmen. In der Nachkriegszeit wuchsen Marlene und Siegfried mit ihren jeweiligen Familien unter unterschiedlichen Umständen auf, ehe sie ein Paar wurden und ihre eigene Familie gründeten. Ich mochte es sehr gerne, wie die Rückblenden in die Geschichte eingeflochten wurden, denn Stück für Stück setzt sich dadurch beim Lesen das Gesamtbild der Hormanns zusammen. Somit kann man deren Verhaltensweisen und Entscheidungen, die sie als Erwachsene tätigten, besser einordnen und bewerten.
Wie die beiden mit ihren Finanzen umgehen, kann ich dennoch nicht gutheißen. Marlene und Siegfried lebten stets über ihren Verhältnissen und leisten sich auch nach ihrer Pleite Dinge, auf die sie nach meiner Meinung verzichten sollten. Ob sie den Ernst der Lage nicht wahrhaben wollen oder es ihnen schlichtweg egal ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Was sich aber festhalten lässt: Die Art, wie der Autor seine Figuren agieren lässt, empfinde ich als absolut authentisch. Auch der Handlungsverlauf an sich wirkte auf mich sehr lebensnah. Umso überraschter (und berührter) war ich, als ich im Nachwort erfahren habe, dass dem Roman tatsächlich die Familiengeschichte von Christian Schünemann zugrundliegt, wenn auch aus seiner subjektiven Erinnerung und mit geänderten Namen.
Eine unbedingte Leseempfehlung für „Bis die Sonne scheint“!
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.