18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?
Was mir an diesem Buch überhaupt nicht gefallen hat, war die Sprache. Sehr derb, sehr deutlich und in einem merkwürdigen Stil. Daran konnte ich mich einfach nicht gewöhnen. Dafür war der Inhalt absolut fesselnd! Gut recherchiert beschreibt der Autor, wie das Schiff quasi sehenden Auges ins Unheil segelt. Von Seite zu Seite wird es schlimmer, bis man als Leser absolut fassungslos zurückgelassen wird. Beeindruckend und eindringlich wird geschildert, wozu der Hunger Menschen bringen kann.
Wie lange bleibt der Mensch in einer Notsituation noch bei Sinnen?
Bewertung aus Gmunden am 30.01.2019
Bewertungsnummer: 327574
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Aufgrund des Schiffsunglücks der Medusa kämpft ein Teil der Menschen die an Bord waren und nun auf einem Floß festsitzen, ums Überleben. Je mehr Zeit die Verlorenen an Bord verbringen desto mehr Menschlichkeit verlieren sie. Kannibalismus, Gewalt und Verzweiflung werden zum Alltag auf dem Floß.
Eine äußerst düstere Geschichte die auf einer wahren Begebenheit beruht und welche ab und zu für Magenumdrehen sorgt. Was aber kein Grund ist dieses Buch zu vernachlässigen. Als Leser kann man trotz, der in manchen Situationen etwas brutalen Wortwahl und den Teils grenzwertigen Vorkommnissen, am Ball bleiben und sich im Buch durchkämpfen. Ein geschickter Schachzug des Autoren lässt Sie von Seite zu Seite weiterstaunen.
Mit dem Roman - Das Floss der Medusa - ist dem österreichischen Schriftsteller Franzobel das Debüt auf der ganz großen Bühne gelungen: es war für den deutschen Buchpreis 2017 nominiert und hat es bis zur Shortlist geschafft. Den Preis hat ein anderer Österreicher bekommen, allerdings muss sich Franzobels Roman nicht unter seinem Scheffel stellen. Gewonnen hat er dann schlussendlich den bayrischen Buchpreis. Eine tatsächlich geschehene Katastrophe dient als Vorlage für diese sehr realitätsnah beschriebene Ereignisse. Der Roman teilt sich mit einem berühmten Gemälde seinen Titel. Jenes wurde von Théodore Géricault gemalt und erinnert an die katastrophale Seefahrt. 1816 war das Schiff Medusa auf dem Weg in eine westafrikanische Kolonie, lief auf eine Sandbank auf. Weil es zuwenig Rettungsboote gab - wurde knapp die Hälfte der 400 Personen an Bord - auf ein hastig zusammengebautes Floss verfrachtet.
Mir hat dieser düstere Abenteuerroman sehr gut gefallen und das lag auch am Erzählstil. Der Schriftsteller schafft es den Leser trotz der harten Kost, Schiffsunglück, Trauma und Kannibalismus, immer bei Laune zu halten und den Text sprachlich aufzulockern. Etwa indem der Schriftsteller seine Protagonisten mit Personen aus Film und Fernsehen vergleicht und somit die eine oder andere Figur dem Leser länger in Erinnerung bleibt. In den ersten Kapiteln wird dem geneigten Leser einige der 400 Passagiere und Besatzungsmitglieder vorgestellt, vom Schiffsjungen der zu Hause ausgerissen ist, bis zum Kapitän, der sein Amt nicht durch sein Können zu Verdanken hat. Dem Leser drängt aber auch ein anderer Vergleich auf, etwa die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer. Zwischen den Zeilen kreist die Geschichte also auch immer ein wenig um die Frage der Menschlichkeit, damals wie heute. Franzobel hat mit - Das Floss der Medusa - mein Interesse geweckt und bin gespannt, was der Autor noch in petto hat.
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