Meine letzte RezensionGiovannis Zimmervon James Baldwin
Miriam Madnelkows Neuübersetzung von "Giovannis Zimmer" bringt James Baldwins Meisterwerk deutschen Lesenden erneut nahe - noch immer liest sich sein Roman (leider) aktuell, bietet eine gewisse Orientierung in unserer heutigen stürmischen, oft verloren wirkender Zeit und strahlt nicht zuletzt doch auch eine Menge an Hoffnung aus.
Baldwin schrieb mit "Giovannis Zimmer" seinen zweiten Roman und sagte selbst, hätte er ihn nicht geschrieben, hätte er vermutlich ganz mit dem Schreiben aufgehört. 1956 wurde das Buch erstmals unter Dial Press in New York veröffentlicht, was einiges an Aufruhr mit sich brachte. Baldwin schreibt über "American Innocence", darüber was mit Menschen geschieht, die nicht lieben können, die Angst davor haben, Liebe zuzulassen, über den Versuch der eigenen Verleumdung und über eine homosexuelle Liebesgeschichte, die schlimmer nicht auszugehen vermag.
"Gegen die rasende Erregung, die in mir losgebrochen war wie ein Sturm, kam ich nicht an, das wusste ich. Ich konnte nur trinken, in der schwachen Hoffnung, dass der Sturm sich damit austoben werde, ohne mir weiter den Boden unter den Füßen zu entziehen."
Den amerikanischen David verschlägt es nach Paris, wo er auf seine Freundin/beinahe Verlobte Hella wartet, die für einige Zeit nach Spanien ging, um sich über ihre Gefühle zu ihm klar zu werden. David gerät immer mehr und wieder in Geldnot, woraufhin er Hilfe bei Jacques sucht, einem älteren Geschäftsmann. Der Umgang mit ihm ist David zwar nicht geheuer wie auch unangenehm, da Jacques ununterbrochen mit jungen Männern flirtet (Unangenehm weil Spiegel seiner selbst?) und mit Geschenken und Geld versucht, ihre Zeit zu erkaufen - das benötigte Geld lockt David jedennoch zu ihm. Gemeinsam besuchen sie eine Bar und lernen den Barkeeper Giovanni kennen - ein junger Mann aus Italien, der mit Müh und Not versucht, sich ein Leben in Paris aufzubauen. David fühlt sich sofort zu ihm hingezogen, versucht jedoch ununterbrochen, diese Anziehung runterzuspielen, abzustreiten, zu verleugnen. Die Geschichte nimmt ihren Lauf, die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander und wohnen schließlich gemeinsam in Giovannis kleinem Zimmer. David bestreitet im Geiste immer wieder seine Liebe zu Giovanni und als Hella nach Paris zurückkehrt, folgt ein Unglück dem nächsten.
Auch das Nachwort von Sasha Marianna Salzmann ist wunderbar geschrieben und bietet noch mehr Einblicke zwischen Baldwins Zeilen. Große Empfehlung!!!