Toni befindet sich im Auge eines Orkans: Zwischen ihren Eltern donnert es gewaltig, zudem fliegen ihr Verschwörungstheorien, alltäglicher Rassismus und ungeklärte Verwandtschaftsverhältnisse um die Ohren. Ruhe findet sie nur beim Schauen ihrer Lieblings-Soap. Als der Sturm ihr Wohnzimmer erreicht, muss Toni die Couch verlassen, um sich der Welt da draußen zu stellen.
Satirisch, wild, kritisch - hält absolut, was es verspricht
nessabo am 27.03.2025
Bewertungsnummer: 2450523
Bewertet: eBook (ePUB)
Vorab: Ich habe das Buch als eBook gelesen und muss dafür in meiner Wertung auch einen Stern abziehen, weil die Form einfach für ein unglaublich schlechtes Leseerleben sorgt! Die Autorin arbeitet in ihrem Buch mit zahlreichen Fußnoten, was ich im Allgemeinen sehr liebe. Das Problem im digitalen Buch ist leider, dass die Fußnoten alle gesammelt am Ende des jeweiligen Kapitels stehen und nicht wie eine tatsächliche Fußnote immer unten auf der jeweiligen Seite. Das macht das Lesen unfassbar anstrengend, weil es teilweise extrem viele Fußnoten sind und ich ständig auf einem nicht sonderlich schnellen eReader etliche Seiten nach hinten blättern musste und wieder nach vorne. Da sollte der Verlag wirklich dringend am digitalen Exemplar arbeiten!
Abgesehen davon hatte ich grundlegend Freude an dem Buch. Es hält absolut, was es verspricht, nämlich eine komplett absurde Familiengeschichte zu sein, die einer Scripted Reality Show in nichts nachsteht. Gleichzeitig gibt es mit einer wirklich tollen satirischen Art gesellschaftliche Kritik an Reichtum, Erbe, Macht im Allgemeinen, Homofeindlichkeit und natürlich auch Rassismus in verschiedenen Ausprägungen. Der Ton wird von einem zutiefst schwarzen Humor getragen, was mir richtig gut gefallen hat. Auch die Metaebene der Daily Soap ist einfach großartig geschrieben. Mit den Figuren hatte ich eine Weile zu kämpfen, weil doch recht viele eingeführt werden, aber die Liste am Buchanfang ist an der Stelle sehr hilfreich. Mit Sympathie konnte für mich kein Charakter glänzen, bei einem solchen Werk, welches einen gesellschaftskritischen Anspruch hat und mittels Satire am Rand des Sagbaren balanciert, kann ich damit aber gut leben.
Ich kann abschließend gar nicht so ganz sagen, ob ich das Buch abgesehen von seiner digitalen Form sehr doll mochte, weil mich das beim Lesen einfach wirklich so gestört hat und ich dadurch nicht so richtig in einen Lesefluss gekommen bin (der meines Erachtens für diese temporeiche Geschichte aber besonders relevant ist). Durch das Blättern musste ich ständig wieder in die Geschichte reinfinden, was müßig war. Das finde ich unglaublich schade, aber ich bin davon überzeugt, dass mir das Lesen des physischen Buches sehr gut gefallen hätte. An einigen Stellen war mir die Handlung dann doch ein wenig zu wild, aber so ganz grundlegend erfüllt sie eben genau das, was ich von ihr erwartet habe, und das ist toll. Ich würde auf jeden Fall wieder ein Buch der Autorin lesen!
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TW: M0rd
„Daily Soap“ der Debütroman von Nora Osagiobare
Verlag: Kein & Aber
Das Cover und der Klappentext haben mich sofort gecatcht.
Die Autorin liefert eine schrille Satire über Familienchaos, Rassismus und Homosexualität – voller Absurditäten.
Toni hat stechende Kopfschmerzen, und ihre Mutter – eine Impf- und Abtreibungsgegnerin – behandelt diese abartigen Schmerzen mit Globuli. Ruhe für ihren Kopf findet Toni nur beim Fernsehen.
Sie liebt die Soap „Sturm der Triebe“ und verdrängt damit die chaotischen Verhältnisse in ihrer Familie, in der ständig Streit herrscht.
Ihr Vater Thor, ein zeugungsunfähiger Nigerianer, und ihre Schweizer Mutter leben in einer Ehe aus Leidenschaft und Eifersucht. Nach der Trennung ziehen Toni und ihre Mutter mit dem Pornodarsteller und Schwager Prince Okiti zur betrügerischen, jedoch reichen Tante Frieda.
Gleichzeitig gerät das Modeunternehmen Banal & Bodeca in einen Shitstorm aufgrund von Rassismusvorwürfen. Die eiskalte Geschäftsführerin Zita Bodeca versucht verzweifelt, das Image zu retten – auf Kosten ihres Sohnes Paul. Doch die Farce wird Realität, und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Als sich die Wege beider Familien kreuzen, überschlagen sich die Ereignisse. Der Roman erinnert an eine überdrehte TV-Serie mit grotesken Figuren.
Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig; erst im letzten Drittel fand ich Zugang dazu.
Die Geschichte selbst ist mit schrägem Humor ausgestattet, was nicht jedermanns Sache ist. Auch gibt es viele fragwürdige Fußnoten, die teils lustig, teils sarkastisch sind.
Die Charaktere sind sehr außergewöhnlich gezeichnet – alle ProtagonistInnen sind schräge und ungewöhnliche Persönlichkeiten.
Schallend lachen musste ich nicht; vielleicht fehlt mir hier der Humor für diese Satire.
Man wird unterhalten, und sobald man sich an den extravaganten Schreibstil der Autorin und ihre Erzählweise gewöhnt hat, plätschert die Story dahin. Man möchte erfahren, wie diese chaotische Geschichte weitergeht bzw. endet. Ob die Liebe oder die Scham siegt, ob Leidenschaft von Obsession zu Liebe wird und ob eine tief verwurzelte Liebe die Krater des verrückten Alltags überbrücken kann.
Jedoch wurde es mir im letzten Drittel zu viel an bizarren Handlungen.
Ich verstehe die satirische Überspitzung: Die Kritik an Rassismus, alten Denkmustern, Homöopathie, Machtgier und Abhängigkeiten ist klar erkennbar. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht vollends überzeugen.
Das Ende war für mich eher traurig. Auf jeden Fall ein ungewöhnliches Buch, das sicherlich seine Fans findet.
Auf dem Cover wird es als „das lustigste, schlaueste, coolste Buch in diesem Frühjahr“ angepriesen – für mich trifft das leider nicht zu.
Für LeserInnen von skurrilen Satiren sicher ein Lesegenuss, für mich jedoch zu chaotisch. 3,5 Sterne.
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