Stadt der Hunde
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Beschreibung

Details

Verkaufsrang

147

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

22.01.2025

Verlag

Diogenes Verlag AG

Seitenzahl

272

Maße (L/B/H)

18,7/12,1/2,5 cm

Gewicht

292 g

Auflage

1. Auflage

Originaltitel

Stad van de honden

Übersetzt von

Stefanie Schäfer

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-257-07281-5

Beschreibung

Rezension

»Leon de Winter hat etwas zu erzählen, und er tut es so gut, daß man nicht genug davon bekommen kann.«
»Leon de Winter hat etwas zu erzählen, und er tut es so gut, daß man nicht genug davon bekommen kann.«

Details

Verkaufsrang

147

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

22.01.2025

Verlag

Diogenes Verlag AG

Seitenzahl

272

Maße (L/B/H)

18,7/12,1/2,5 cm

Gewicht

292 g

Auflage

1. Auflage

Originaltitel

Stad van de honden

Übersetzt von

Stefanie Schäfer

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-257-07281-5

Herstelleradresse

Diogenes Verlag AG
Sprecherstr. 8
8032 Zürich
Schweiz
Email: info@diogenes.ch
Url: www.diogenes.ch
Telephone: +41 44 2548511
Fax: +41 44 2528407

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Ein äußerst beeindruckender Roman über Verlust und Läuterung.

MarcoL aus Füssen am 26.01.2025

Bewertungsnummer: 2395452

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Jaap Hollander ist Gehirnchirurg. Und nicht irgendeiner, sondern er zählt zu den besten der Welt. Wenn nicht gar der Beste. In seinen jungen Jahren wurde sein Aussehen mit Al Pacino verglichen – ein Umstand, der ihm gefiel, und er auch auszunützen wusste. Er ließ keine Möglichkeit aus, seinen Trieben Folge zu leisten. Denn schließlich waren ja all die Ärztinnen und Krankenschwestern an nichts anderem interessiert, als mit ihm in der Kiste zu landen, damit deren Karriere auch einen Sprung nach vorne machte. Klingt sehr misogyn, ist es auch, macht den Herrn nicht gerade zu einem Sympathieträger. Die Ehe von Jaap mit Nicole ist nicht gerade zum Vorzeigen. Er kümmert sich kaum um Frau und Tochter Lea. Lea, kaum erwachsen, wollte zum Judentum konvertieren. In diesem Zuge durfte sie auf Einladung der jüdischen Gemeinde nach Israel. Zusammen mit ihrem Freund Joshua reiste sie in die Wüste Negev zum Ramon-Krater. Während heftiger Regenfälle verschwanden dort beide spurlos. Ob Unfall, Entführung, Mord oder freiwilliges Verschwinden, konnte niemals herausgefunden werden. Jaap und Nicole reisten sofort an den Unglücksort. Auch Joshuas Eltern waren anwesend. Das machten sie dann zu jedem Jahrestag des Verschwindens. Besonders Jaap wollte sich damit nicht abfinden, dass seine Tochter tot war. Allmählich begann er begreifen, dass ihm damals seine Karriere weit wichtiger war als seine Familie. Sehr viele Jahre nach Leas Verschwinden war die Ehe zerbrochen. Seinen Trieben blieb Jaap treu, auch wenn er sich mittlerweile mit blauen Pillen helfen musste, und das schwarze Al Pacino Haar einer Glatze gewichen ist. Er beginnt, immer mehr und mehr Zeit in Israel zu verbringen. Als Pensionist versäumte er in Amsterdam in seinem großen Haus nichts. Da erreichte ihn ein Hilferuf der besonderen Art… Mittlerweile finanziell unabhängig beauftragt er Archäologen, den Krater vollständig zu erforschen. Er wollte Spuren seiner Tochter finden, koste es, was es wolle. Da übereilt ihn ein weiterer Schicksalschlag. Jaaps Realität beginnt zu verschwimmen zwischen… mehr wird jetzt wirklich nicht mehr verraten. Bitte unbedingt selber lesen. Auch was es mit den titelgebenden Hunden auf sich hat, wäre jetzt nur gespoilert. Leon de Winter erzählt diese Geschichte in einer sehr fesselnden Art. Die Sprache ist direkt, schnörkellos, kommt schnell auf den Punkt. Er versteht es, präzise Bilder zu schreiben. Sie rücken an die Leser*innen heran, als wäre man mitten drin und direkter Augenzeuge der Geschehnisse. Die vielen Fachtermini rund um die Gehirnchirurgie sind, soweit ich das beurteilen kann, sehr gewissenhaft recherchiert. Die ganze Geschichte beschreibt den Wandel des misogynen, selbstverliebten Gottes in Weiß zu einem geläuterten alten Mann, dessen biologische Uhr, wie bei Menschen es nun mal so ist, auch nicht aus Gold ist, und das Ticken manchmal zu holpern beginnt. Der Umgang mit Verlust ist ein zentrales Thema. Eine andere Botschaft mag sein, dass man sich mit Geld vieles, aber nicht alles kaufen kann. Es ist nebenbei eine Liebeserklärung an die Stadt Tel Aviv – und das Land Israel. Letztendlich schlägt der Autor auch einen Bogen zu den politischen Geschehnissen, wenn auch nur am Rande. Was mich allerdings etwas irritiert hat, ist die (lüsterne) Sicht auf Frauen. Ich kann nicht immer zuordnen, ob diese Sexualisierungen gekonnt provokant zu verstehen sind. Nichts desto trotz ist der Roman eine sehr intensive Geschichte, der indirekt viele Gesellschaftsthemen anspricht, dem Lesefluss aber keinen Abbruch tun. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen (großen) Eindruck hinterlassenden Roman, in dem die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum manchmal verschwimmen.
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Ein äußerst beeindruckender Roman über Verlust und Läuterung.

MarcoL aus Füssen am 26.01.2025
Bewertungsnummer: 2395452
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Jaap Hollander ist Gehirnchirurg. Und nicht irgendeiner, sondern er zählt zu den besten der Welt. Wenn nicht gar der Beste. In seinen jungen Jahren wurde sein Aussehen mit Al Pacino verglichen – ein Umstand, der ihm gefiel, und er auch auszunützen wusste. Er ließ keine Möglichkeit aus, seinen Trieben Folge zu leisten. Denn schließlich waren ja all die Ärztinnen und Krankenschwestern an nichts anderem interessiert, als mit ihm in der Kiste zu landen, damit deren Karriere auch einen Sprung nach vorne machte. Klingt sehr misogyn, ist es auch, macht den Herrn nicht gerade zu einem Sympathieträger. Die Ehe von Jaap mit Nicole ist nicht gerade zum Vorzeigen. Er kümmert sich kaum um Frau und Tochter Lea. Lea, kaum erwachsen, wollte zum Judentum konvertieren. In diesem Zuge durfte sie auf Einladung der jüdischen Gemeinde nach Israel. Zusammen mit ihrem Freund Joshua reiste sie in die Wüste Negev zum Ramon-Krater. Während heftiger Regenfälle verschwanden dort beide spurlos. Ob Unfall, Entführung, Mord oder freiwilliges Verschwinden, konnte niemals herausgefunden werden. Jaap und Nicole reisten sofort an den Unglücksort. Auch Joshuas Eltern waren anwesend. Das machten sie dann zu jedem Jahrestag des Verschwindens. Besonders Jaap wollte sich damit nicht abfinden, dass seine Tochter tot war. Allmählich begann er begreifen, dass ihm damals seine Karriere weit wichtiger war als seine Familie. Sehr viele Jahre nach Leas Verschwinden war die Ehe zerbrochen. Seinen Trieben blieb Jaap treu, auch wenn er sich mittlerweile mit blauen Pillen helfen musste, und das schwarze Al Pacino Haar einer Glatze gewichen ist. Er beginnt, immer mehr und mehr Zeit in Israel zu verbringen. Als Pensionist versäumte er in Amsterdam in seinem großen Haus nichts. Da erreichte ihn ein Hilferuf der besonderen Art… Mittlerweile finanziell unabhängig beauftragt er Archäologen, den Krater vollständig zu erforschen. Er wollte Spuren seiner Tochter finden, koste es, was es wolle. Da übereilt ihn ein weiterer Schicksalschlag. Jaaps Realität beginnt zu verschwimmen zwischen… mehr wird jetzt wirklich nicht mehr verraten. Bitte unbedingt selber lesen. Auch was es mit den titelgebenden Hunden auf sich hat, wäre jetzt nur gespoilert. Leon de Winter erzählt diese Geschichte in einer sehr fesselnden Art. Die Sprache ist direkt, schnörkellos, kommt schnell auf den Punkt. Er versteht es, präzise Bilder zu schreiben. Sie rücken an die Leser*innen heran, als wäre man mitten drin und direkter Augenzeuge der Geschehnisse. Die vielen Fachtermini rund um die Gehirnchirurgie sind, soweit ich das beurteilen kann, sehr gewissenhaft recherchiert. Die ganze Geschichte beschreibt den Wandel des misogynen, selbstverliebten Gottes in Weiß zu einem geläuterten alten Mann, dessen biologische Uhr, wie bei Menschen es nun mal so ist, auch nicht aus Gold ist, und das Ticken manchmal zu holpern beginnt. Der Umgang mit Verlust ist ein zentrales Thema. Eine andere Botschaft mag sein, dass man sich mit Geld vieles, aber nicht alles kaufen kann. Es ist nebenbei eine Liebeserklärung an die Stadt Tel Aviv – und das Land Israel. Letztendlich schlägt der Autor auch einen Bogen zu den politischen Geschehnissen, wenn auch nur am Rande. Was mich allerdings etwas irritiert hat, ist die (lüsterne) Sicht auf Frauen. Ich kann nicht immer zuordnen, ob diese Sexualisierungen gekonnt provokant zu verstehen sind. Nichts desto trotz ist der Roman eine sehr intensive Geschichte, der indirekt viele Gesellschaftsthemen anspricht, dem Lesefluss aber keinen Abbruch tun. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen (großen) Eindruck hinterlassenden Roman, in dem die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum manchmal verschwimmen.

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Buchbesprechung aus Bad Kissingen am 26.01.2025

Bewertungsnummer: 2395409

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

REZENSION – Der Nahost-Konflikt ist in den Werken des Schriftstellers Leon de Winter (70), Sohn niederländischer Juden, ein immer wiederkehrendes, wenn auch von Buch zu Buch unterschiedlich behandeltes Thema. So spielt auch sein neuer Roman, an dem er nach eigener Aussage zehn Jahre lang gearbeitet hat und der im Januar mit dem Titel „Stadt der Hunde“ im Diogenes Verlag erschien, in Tel Aviv und der Wüste Negev vor dem Hintergrund der anhaltenden politischen Verwicklungen und diplomatischen Schwierigkeiten Israels im Umgang mit seinem Nachbarland Saudi-Arabien. Diesmal ist es die Mischung aus Familiendrama, der Erörterung philosophischer und psychologischer Fragen sowie mystischer Fabel, die sein Buch zu einem recht ungewöhnlichen Leseerlebnis macht. Vor zehn Jahren verschwand Lea Hollander mit ihrem Freund spurlos in der Negev-Wüste. Seitdem reist ihr Vater, der inzwischen im Ruhestand lebende Neurochirurg Jaap Hollander, Jahr für Jahr dorthin in der Hoffnung, Hinweise auf ihren Verbleib zu finden. Seine Suche ist mittlerweile zu einer Obsession geworden. Je aussichtsloser die Wahrscheinlichkeit ist, seine Tochter noch lebendig zu finden, desto intensiver wird seine emotionale Bindung zu ihr. Bei Hollanders jetzigen Aufenthalt tritt der israelische Ministerpräsident mit einer außergewöhnlichen Bitte an ihn heran: Er soll die Tochter eines befreundeten saudischen Prinzen operieren, die an einem lebensbedrohlichen Gehirntumor leidet. Zwar sind die Erfolgsaussichten dieser Operation minimal, doch muss sie gelingen, ist das Mädchen doch die designierte Herrscherin des arabischen Königreichs. Unter ihrer baldigen Regentschaft hoffen beide Seiten auf Liberalisierung des Wüstenstaats sowie auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern. Doch unter den jetzigen politischen Bedingungen muss diese in Israel vorzunehmende Operation streng geheim bleiben, weshalb die Vorbereitungen über eine Vermittlerin laufen. In diesem Fall geht es nicht nur um das Überleben oder Tod der jungen Patientin, sondern um Frieden oder bei Misslingen der Operation in Israel vielleicht um Krieg. Trotz aller Selbstzweifel nimmt Jaap Hollander, der als bester Neurochirurg der Welt gilt, für ein Honorar von einer Milliarde Dollar diesen Auftrag an, um eine teure Suchaktion zu finanzieren in der verzweifelten Hoffnung, Spuren zu seiner Tochter zu finden. „Stadt der Hunde“ ist ein vielschichtiger Roman mit philosophischem und psychologischem Tiefgang, der allerdings – vom Autor so gewollt – nicht jede Frage bis ins Letzte beantwortet. So bleibt dem Leser ausreichend Freiraum, seinen eigenen Gedanken nachzugehen und selbst Antworten auf existenzielle Fragen zu finden. Hollanders obsessive Suche steht sinnbildlich für seine tiefe Sehnsucht nach Wahrheitsfindung, nach Erlösung von eigener Schuld und auf Versöhnung, hatte er sich doch zu Lebzeiten seiner Tochter kaum um sie gekümmert. Das jährliche Pendeln zwischen den Niederlanden und Israel zeigt seine innere Zerrissenheit. Leas Vater steht jetzt vor der Entscheidung: „Musste er seine Tochter aufgeben und dafür die Tochter eines anderen am Leben halten?“ Muss er bei der eigentlich aussichtslosen Operation auf etwas Höheres vertrauen, statt sich nur auf sein Wissen als Mediziner zu verlassen? Den philosophischen und psychologischen Grundsatzfragen stellt der Autor in seiner atmosphärisch dichten, deshalb durchaus spannenden Handlung die aktuellen Probleme der immer noch unlösbar scheinenden geopolitischen Verstrickungen zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie ethische Fragen der Medizin gegenüber. Diese Vielschichtigkeit des Romans wird zusätzlich verstärkt, in dem Leon de Winter in einer Art Fabel einen sprechenden Hund erscheinen lässt, der den verunsicherten und verzweifelten Jaap Hollander auf den rechten Weg führt. Dadurch vermischen sich im Roman die Erzählungsebenen von Wirklichkeit und Traum. Dieses Spannungsverhältnis zwischen grausamer, gnadenloser Realität und der metaphysischen Dimension, in der es die Hunde sind, die dank ihrer „übermenschlichen“ Weisheit uns Menschen in unserer Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit den Weg zu Wahrheit und Erkenntnis zeigen, macht den Roman so interessant. „Stadt der Hunde“ ist keine leichte Lektüre, keine entspannende Feierabend-Unterhaltung, sondern wirkt nachhaltig und lässt seine Leser nachdenklich zurück.
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Buchbesprechung aus Bad Kissingen am 26.01.2025
Bewertungsnummer: 2395409
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

REZENSION – Der Nahost-Konflikt ist in den Werken des Schriftstellers Leon de Winter (70), Sohn niederländischer Juden, ein immer wiederkehrendes, wenn auch von Buch zu Buch unterschiedlich behandeltes Thema. So spielt auch sein neuer Roman, an dem er nach eigener Aussage zehn Jahre lang gearbeitet hat und der im Januar mit dem Titel „Stadt der Hunde“ im Diogenes Verlag erschien, in Tel Aviv und der Wüste Negev vor dem Hintergrund der anhaltenden politischen Verwicklungen und diplomatischen Schwierigkeiten Israels im Umgang mit seinem Nachbarland Saudi-Arabien. Diesmal ist es die Mischung aus Familiendrama, der Erörterung philosophischer und psychologischer Fragen sowie mystischer Fabel, die sein Buch zu einem recht ungewöhnlichen Leseerlebnis macht. Vor zehn Jahren verschwand Lea Hollander mit ihrem Freund spurlos in der Negev-Wüste. Seitdem reist ihr Vater, der inzwischen im Ruhestand lebende Neurochirurg Jaap Hollander, Jahr für Jahr dorthin in der Hoffnung, Hinweise auf ihren Verbleib zu finden. Seine Suche ist mittlerweile zu einer Obsession geworden. Je aussichtsloser die Wahrscheinlichkeit ist, seine Tochter noch lebendig zu finden, desto intensiver wird seine emotionale Bindung zu ihr. Bei Hollanders jetzigen Aufenthalt tritt der israelische Ministerpräsident mit einer außergewöhnlichen Bitte an ihn heran: Er soll die Tochter eines befreundeten saudischen Prinzen operieren, die an einem lebensbedrohlichen Gehirntumor leidet. Zwar sind die Erfolgsaussichten dieser Operation minimal, doch muss sie gelingen, ist das Mädchen doch die designierte Herrscherin des arabischen Königreichs. Unter ihrer baldigen Regentschaft hoffen beide Seiten auf Liberalisierung des Wüstenstaats sowie auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern. Doch unter den jetzigen politischen Bedingungen muss diese in Israel vorzunehmende Operation streng geheim bleiben, weshalb die Vorbereitungen über eine Vermittlerin laufen. In diesem Fall geht es nicht nur um das Überleben oder Tod der jungen Patientin, sondern um Frieden oder bei Misslingen der Operation in Israel vielleicht um Krieg. Trotz aller Selbstzweifel nimmt Jaap Hollander, der als bester Neurochirurg der Welt gilt, für ein Honorar von einer Milliarde Dollar diesen Auftrag an, um eine teure Suchaktion zu finanzieren in der verzweifelten Hoffnung, Spuren zu seiner Tochter zu finden. „Stadt der Hunde“ ist ein vielschichtiger Roman mit philosophischem und psychologischem Tiefgang, der allerdings – vom Autor so gewollt – nicht jede Frage bis ins Letzte beantwortet. So bleibt dem Leser ausreichend Freiraum, seinen eigenen Gedanken nachzugehen und selbst Antworten auf existenzielle Fragen zu finden. Hollanders obsessive Suche steht sinnbildlich für seine tiefe Sehnsucht nach Wahrheitsfindung, nach Erlösung von eigener Schuld und auf Versöhnung, hatte er sich doch zu Lebzeiten seiner Tochter kaum um sie gekümmert. Das jährliche Pendeln zwischen den Niederlanden und Israel zeigt seine innere Zerrissenheit. Leas Vater steht jetzt vor der Entscheidung: „Musste er seine Tochter aufgeben und dafür die Tochter eines anderen am Leben halten?“ Muss er bei der eigentlich aussichtslosen Operation auf etwas Höheres vertrauen, statt sich nur auf sein Wissen als Mediziner zu verlassen? Den philosophischen und psychologischen Grundsatzfragen stellt der Autor in seiner atmosphärisch dichten, deshalb durchaus spannenden Handlung die aktuellen Probleme der immer noch unlösbar scheinenden geopolitischen Verstrickungen zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie ethische Fragen der Medizin gegenüber. Diese Vielschichtigkeit des Romans wird zusätzlich verstärkt, in dem Leon de Winter in einer Art Fabel einen sprechenden Hund erscheinen lässt, der den verunsicherten und verzweifelten Jaap Hollander auf den rechten Weg führt. Dadurch vermischen sich im Roman die Erzählungsebenen von Wirklichkeit und Traum. Dieses Spannungsverhältnis zwischen grausamer, gnadenloser Realität und der metaphysischen Dimension, in der es die Hunde sind, die dank ihrer „übermenschlichen“ Weisheit uns Menschen in unserer Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit den Weg zu Wahrheit und Erkenntnis zeigen, macht den Roman so interessant. „Stadt der Hunde“ ist keine leichte Lektüre, keine entspannende Feierabend-Unterhaltung, sondern wirkt nachhaltig und lässt seine Leser nachdenklich zurück.

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