Sina ist zielstrebig und strukturiert. Sie gibt ihre Artikel pünktlich ab, geht regelmäßig joggen und weiß, was sie will. Doch ob sie Milos Kinderwunsch teilt, weiß sie nicht. Mit wachsenden Zweifeln beobachtet sie die Frauen um sich herum. Die mit Babybauch wecken Neid in ihr, die mit Kinderwagen Beklemmung. Dann verkündet Klimaaktivistin Eva Lohaus, dass man heutzutage gar keine Kinder mehr in die Welt setzen sollte. Sinas Interview mit Eva tritt einen Shitstorm los … Was spricht heute dafür, Mutter zu werden? Verena Keßler erzählt eindringlich von der Suche nach einer Antwort auf diese eine Frage.
Ungekürzte Lesung mit Marie-Isabel Walke, Meike Rötzer, Inka Löwendorf, Jodie Ahlborn
1 mp3-CD | ca. 5 h 37 min
Ein Buch rund um (Nicht-)Mutterschaft, das eine herausragende Tiefe und Ambivalenz abbildet
nessabo am 12.12.2024
Bewertungsnummer: 2362953
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Vor der Beobachtungsgabe Verena Keßlers kann ich mich nur verneigen. Sie widmet sich in „Eva“ einem Themenfeld, das von Ambivalenz und Unverständnis geprägt ist, und liefert einfach ab.
Eva Lohaus, die titelgebende Figur, ist dabei nur eine von vier Frauen, denen je ein Kapitel gewidmet wird. Ihre Geschichten sind jedoch nicht isoliert, sondern miteinander verwoben. Dieses Verweben gelingt Keßler mit einer solchen Leichtigkeit und einem gleichzeitigen Feinsinn, dass es mich nur begeistern konnte. Ergänzt wird die Handlung um ganz besondere und zarte Beziehungen, die teilweise wirklich sehr überraschend kommen. ❤️
Zurück zu Eva Lohaus, die öffentlichkeitswirksam darüber spricht, warum sie es mit Blick auf die Klimakrise für egoistisch hält, weitere Kinder zu bekommen. Dem gegenüber stehen Frauen, die keine Kinder bekommen können oder die ihr Kind verloren haben. Außerdem eine Mutter, die erschöpft ist vom Muttersein und welche versucht, sich selbst als Individuum innerhalb und außerhalb der Rolle wieder zu verorten.
Die verschiedenen Positionen scheinen so konträr und konfliktbeladen zu sein, dass ich es schlicht meisterinnenhaft finde, wie Keßler sie zu verbinden vermag ohne sich selbst zu positionieren. Und nicht nur die verschiedenen Lebensperspektiven werfen einen vielschichtigen Blick auf dieses komplexe Thema, sondern auch die Figuren sind in sich von einer Ambivalenz und Tiefe geprägt, die mich beeindruckt hat.
Denn wer keine eigenen Kinder haben möchte, will nicht zwangsläufig gar keine in ihrem Leben haben und wer eigene hat, kann auch abweisende Gefühle empfinden. Und nicht zuletzt darf sich die eigene Position auch einfach verändern, auch wenn das in unseren gesellschaftlichen Strukturen gar nicht so leicht ist. All das findet einen Raum in diesem großartigen Buch, das ich wirklich bedingungslos allen empfehle, weil es ein gut lesbares Plädoyer ist für Solidarität statt Abschottung bei unterschiedlichen Lebenseinstellungen.
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TW: (ungewollte) Kinderlosigkeit, Kindstod, Fruchtbarkeitsuntersuchungen, Gewaltandrohung, M0rd an Tieren (eine Szene, nicht explizit)
hamburg.lesequeen aus Bargfeld-Stegen am 29.07.2023
Bewertungsnummer: 1989655
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
EVA
Verena Kessler
Vier Frauen erzählen in jeweils einem Kapitel nacheinander ihre Geschichten:
- Sina und ihr Mann wünschen sich Kinder - am besten gleich ganz viele, doch der ersehnte Kindersegen bleibt aus. Sex nach Fahrplan und Fieberthermometer bestimmen ihr Leben.
- Eva Lohaus will keine Kinder. Und andere sollten ihrem Beispiel dringend und schnellstmöglich folgen. Ein Kind in Deutschland stößt durchschnittlich 58,6 Tonnen CO² pro Jahr aus und verbraucht im Schnitt dreißigmal so viele Ressourcen wie ein Kind in Subsahara-Afrika. Sie fragt sich, wie man in diese Welt noch Kinder setzen kann, wo man doch weiß, dass diese Generation demnächst nicht genug zu Essen haben wird.
- Mona hat drei Kinder. Was würde sie für ein paar Stunden alleine geben, ein paar Minuten ohne Verantwortung? Ehemann Milo sieht die Warnsignale nicht.
- Die vierte Frau hat ihre Tochter gerade verloren. Sie waren ein Team, dann kam der Tod.
Alle Frauen und deren Geschichten sind miteinander verbunden und verwoben.
Ein Buch mit gerade einmal 200 Seiten, das unglaublich viele Emotionen in mir ausgelöst hat.
Es geht um Mutterschaft, um Klimaschutz und um die Stellung der Frau - mit all ihren Erwartungen von außen in dieser Welt.
Ein faszinierendes Buch, ein wahrer Pageturner und es wird direkt auf die Liste #highlights2023 einziehen.
Große Leseempfehlung!
5/ 5
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