Das Genre ist die narrative DNS jeder Story und seine Wahl somit die wichtigste dramaturgische Grundsatzentscheidung, die Drehbuchautor*innen und Schriftsteller*innen treffen müssen. Die über Jahrhunderte hinweg ausgeprägten Wirkmechanismen von Genres bestimmen die rituelle Kraft, mit der Filme, Serien, Literatur und Videogames Milliarden Menschen in ihren Bann ziehen. Aber welche Erzählformen gibt es überhaupt und an welchen oft fließenden Grenzen machen sich ihre Eigenheiten fest? Wie mischt man Genres miteinander und spielt mit ihren Konventionen? Welche sind kommerziell besonders erfolgreich und warum? Wie berücksichtigt man die Sehgewohnheiten der Zuschauer*innen und welche Rolle spielen Trends und Zeitgeist dabei? Und was ist der Grund, warum sich die deutsche Kultur mit diesem Thema so schwertut?
Dieses Buch ist als Nachschlagewerk für alle gedacht, die Spaß daran haben, moderne Geschichten für ein breites Publikum zu entwickeln und dabei nach einer gemeinsamen Sprache suchen. Es bietet erstmals ein nachvollziehbares Kategorisierungssystem für Film- und Seriengenres an, das jedoch genauso für Romanciers und Gamewriter einen hohen Nutzwert bietet. Das typische Figurenpersonal, Konfliktfelder, Themen und Motive aller wichtigen narrativen Gattungen werden übersichtlich vorgestellt, miteinander verglichen und anhand zahlreicher Beispiele illustriert. Das Buch regt dadurch zu neuen Betrachtungsweisen der Storykonzeption an, die deutsche Fiction-Autoren fit für das Streaming-Zeitalter machen sollen.
Fachbuch als Pageturner – modern, inspirierend, horizonterweiternd
Olivia Grove am 05.02.2022
Bewertungsnummer: 1651574
Bewertet: eBook (PDF)
»Die Freude am Grellen und Schrecklichen, am Lauten und Bizarren, am Verworrenen und Verwunschenen, am Psychedelischen und Ab- und Jenseitigen, am Mindf*ck, an der Enthemmung und Erregung […] was für Storys wir schreiben können, wenn man uns nur lässt.« (Zitat Axel Melzener)
Hinter dem dezenten Cover dieses Buches versteckt sich ein höchst moderner, medien- und literarpraktischer Pageturner. Diese schwindelerregende Lektüre ist von einer Magie durchzogen, die horizonterweiternd, schonungslos ehrlich und faszinierend zugleich ist. Zu gern hätte ich sie in Warpgeschwindigkeit gelesen, doch sie ist so wertvoll, dass ich alles genaustens studiert und dabei unfassbar viel markiert habe.
Seite um Seite löst der Autor Axel Melzener die Handbremse im Kopf des Kreativen, bricht betonierte Blockaden und verpasst uns eine längst überfällige Frischzellenkur, denn zwischen den klugen Zeilen lauert so viel Wahrheit, Weisheit und pure Erkenntnis. Er liefert unkonventionelle Denkanstöße zu Trends, Innovationsstrategien, zeigt Chancen sowie Herausforderungen und hilft dem Leser dadurch, den eigenen Horizont zu erweitern. Dabei inspiriert er uns dazu, Klischees zu demontieren oder mit ihnen zu spielen. Das ist stark, weil Erkenntnis stiftend.
»Das Problem ist: Wer versucht, es allen recht zu machen, macht es am Ende keinem recht, denn er hat am Ende ein Produkt, das zwar keinen stört, aber auch niemanden begeistert.«
Melzener gewährt einen intensiven Einblick in die Film-, Fernseh- und Streaminglandschaft sowie Pay-TV. Während die Streaming-Plattformen seit der Pandemie ein massives Kundenwachstum verzeichneten, haben Hollywoodstudios zeitgleich tausende Mitarbeiter entlassen und die größten Kinoketten der USA gingen pleite. Alles ist im Umbruch und dies stellt Autoren vor neue Herausforderungen: Geschichten zu kreieren, die u. a. diese verwirrende Zeit beleuchtet, um sich so in eine neue Welt mit anderen Prioritäten hineinzuarbeiten.
Der Autor appelliert an die Leserschaft – uns als neue Generation an der Tastatur und am Set – nicht mehr limitiert und antiquarisch zu schreiben, sondern die Genrevielfalt auszukosten, dabei Grenzen zu sprengen und unsere Geschichten wieder salonfähig zu machen. Also ran an die Tastatur! #becreative
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jeden Autor, Schriftsteller, Storyteller, Drehbuchautor, video game scriptwriter – sowohl für Profis als auch Newcomer.
Viel mehr als nur ein Nachschlagewerk ist dieses Buch des Drehbuchautors und Dozenten an der Drehbuchschule in Stuttgart und der Filmakademie München. Ein umfassendes, informatives und lehrreiches Buch über die verschiedenen Genres in Buch, Film und Fernsehen.
Dieser „Leitfaden für Autoren“, so der Untertitel, ist ungemein hilfreich bei der Zuordnung von Romanen oder Drehbüchern in die einzelnen Genres. In den ersten Kapiteln erläutert Axel Melzener die Methode, nach welcher er vorgeht in diesem Buch, wie er die einzelnen Genre definiert und warum es möglich ist, diese auch zu vermischen. Er erklärt die Unterscheidungskriterien und zeigt solche Genres, die eigentlich gar keine sind.
Dann folgt der ausführliche Teil, in welchem die diversen Genres vorgestellt werden. Vom Drama über die Komödie, die Genres Crime und Abenteuer bis hin zu Horror, Western und dem Kriegsfilm, alle werden ausführlich und doch komprimiert vorgestellt.
Was mir hier gut gefällt ist der Aufbau, wie er anhand bestimmter Kriterien das jeweilige Genre beschreibt und definiert. Dazu gehören im Einzelnen: Historie, Emotionalität, Konfliktfelder, Protagonisten, Antagonisten, Setting, Themen, Motive, Stilmittel, Dramaturgie und – was ich besonders hilfreich finde – was man unbedingt vermeiden sollte im jeweiligen Genre. Dazu dann eben die erwähnte Mischbarkeit und beispielhaft die Loglines bekannte Filme. Sowie dann abschließend Empfehlungen, welche Filme oder Serien für das spezielle Genre zu betrachten wären.
Mir sagt diese Aufteilung, diese Herangehensweise, ungemein zu. Sie ist absolut hilfreich für die Einordnung des eigenen Schreibens. Wobei man niemals, auch das ein wichtiger Punkt, diesen Einteilungen dogmatisch folgen sollte oder muss. Wenn wir aber bedenken, dass ein Roman im Buchladen in ein Regal eingefügt werden muss, ergo die Buchhändlerin anhand des Genres darüber entscheiden muss, ob sie die Neuerscheinung im Fach mit den Liebeskomödien oder eher bei den Dramen einordnet, dann wird klar, warum die Zuordnung zu einem Genre von eminenter Wichtigkeit ist.
Selbstverständlich gibt es viele Unterkategorien, Zwischen- und Subgenre, sowie die bereits erwähnten Mischungen. Dennoch erscheint es mir unabdingbar, jedem geschriebenen Werk, ob Roman oder Drehbuch, per Genrezuordnung eine Art Etikett aufzudrücken. Hierbei hilft dieses Buch, welches darüber hinaus auch noch sehr flüssig und somit gut lesbar geschrieben ist. Für alle Schreibenden eine absolute Empfehlung.
Axel Melzener – Genre
Herbert von Halem Verlag, Januar 2022
Broschur, 263 Seiten, 26,00 €
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.