Der junge Wiener Ernst Papanek ist Vollblut-Sozialist, leidenschaftlicher Pädagoge und unerschütterlicher Optimist. Obwohl er nach dem Februaraufstand 1934 nur knapp den Häschern des Dollfuß-Regimes ins Exil entkommt, ändert das nichts an seinem politischen und sozialen Engagement. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges leitet er vier Kinderheime in Montmorency bei Paris für 283 jüdische Flüchtlingskinder aus Deutschland und Österreich. In wenigen Monaten gelingt es ihm, ein beeindruckendes pädagogisches System aufzubauen, das für seine Zeit geradezu revolutionär ist. Er kann die Kinder später in die USA holen und vor dem Holocaust bewahren. In New York verwendet Papanek dieselben pädagogischen Ansätze und leitet für zehn Jahre eine Schule für straffällige Jugendliche. Bis heute können wir von seinen für die damalige Zeit ungewöhnlichen und revolutionären Methoden im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen lernen.
Lilly Maiers große Biografie gibt dem heute beinahe Vergessenen seinen rechtmässigen Platz in der Geschichte zurück.
Lilly Maier, Jahrgang 1992, studierte an der Universität München Geschichte und als Fulbright-Stipendiatin an der New York University Journalismus. 2018 erschien ihr Buch „Arthur und Lilly. Das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“, die Biografie eines der Kinder, die Ernst Papanek gerettet hat. Ihre Arbeit über die langfristigen Nachwirkungen der Kindertransporte wurde mit dem „Forscherpreis für exzellente Studierende 2014“ ausgezeichnet. Lilly Maier ist als Referentin in der KZ-Gedenkstätte Dachau tätig, als freiberufliche Journalistin schreibt sie u. a. für den „Kurier“, „The Forward“ und „PolitiFact.com“.
Das Buch fesselt, es erzählt so vieles von dem Herrn Dr. Ernst Papanek. Ich als Leserin reiste in seiner Lebensgeschichte neben ihm her. So weit war er in der Pädagogik, zu weit für seine Zeit und mir kommt vor auch für heute. Ich kannte diesen Herren vorher nicht. Jetzt bewundere ich ihn, ein ganz toller Mensch.
Hut ab vor dem bewegten Leben und Werk des beeindruckenden Pädagogen Ernst Papanek
Bewertung aus Dalberg am 03.03.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
In dem Buch „Auf Wiedersehen, Kinder! Ernst Papanek – Revolutionär, Reformpädagoge und Retter jüdischer Kinder“ schildert Lilly Maier das Leben des beeindruckenden Wiener Pädagogen Ernst Papanek. Die Biografie ist 2021 in der Verlagsgruppe Styria erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 303 Seiten.
Die Autorin Lilly Maier erzählt in ihrem Buch vom bewegten und abenteuerlichen Leben des Ernst Papanek. Er war bereits in jungen Jahren und dann sein ganzes Leben lang politisch als Vollblut-Sozialist tätig und gleichzeitig engagierte er sich leidenschaftlich als Pädagoge auch immer für Kinder und Jugendliche und hier vor allem für Flüchtlingskinder. Er verknüpfte gekonnt Politik und Pädagogik. Während des Zweiten Weltkrieges leitete er vier Kinderheime bei Paris, in denen jüdische Flüchtlingskinder untergebracht waren, um vor den Nazis gerettet zu werden. In letzter Minute konnte er sich und seine Familie, von der er in allen Belangen immer unterstützt wurde – hier ist vor allem auch seine Frau Lene Papanek zu nennen, vor den Nazis retten und nach Amerika flüchten. Hier musste die Familie nochmals von vorne beginnen und Ernst Papanek baute das Leben seiner Familie zunächst als Tellerwäscher auf. Mithilfe seiner für die damalige Zeit ungewöhnlichen pädagogischen Methoden leitete er bald mit großem Erfolg eine Schule für straffällig gewordene Jugendliche und wurde zuletzt Professor für Pädagogik an der City University of New York.
Lilly Maier lässt den Leser teilhaben am ungewöhnlichen Leben des Ernst Papanek. Das Leben von Ernst Papanek allein ist schon sehr faszinierend und Lilly Maier hat wirklich hervorragend recherchiert, ihr gelingt es aber auch gleichzeitig den Leser durch ihren Schreibstil zu faszinieren. Bei mir also doppelte Faszination angesagt. Lilly Maiers Stil ist lebendig und ich als Leserin wurde regelrecht davon gefesselt und ich habe keine einzige Seite als „trocken“ empfunden. Immer wieder schildert Lilly Maier Erlebnisse von ihrer umfangreichen Recherche um das Leben von Ernst Papanek und erzeugt so eine Lebendigkeit und auch Nähe zum Leser. Lilly Maier hat für ihr Buch einen gewaltigen Aufwand betrieben, all die interessanten Fakten zusammenzutragen. Sie ist an all die Schauplätze des Lebens von Ernst Papanek gereist, hat noch lebende Verwandte und Freunde besucht und interviewt und dies merkt man dem Buch auf sehr positive Art und Weise an. Lilly Maier schreibt mit ganz viel Leidenschaft und unfassbar viel Hintergrundwissen. Einfach toll!
Der Pädagoge Ernst Papanek war ein wichtiger Akteur des Roten Wien, heute ist er fast vergessen. Zu Unrecht, wie Lilly Maier mit dieser faszinierenden Biografie beweist.
Papanek musste 1934 aus Österreich flüchten, leitete ab 1938 vier Heime für jüdische Flüchtlingskinder in
Frankreich, wieder muss die Familie flüchten, diesmal führt der Weg in die USA. Es wird Ernst Papanek hier nicht leicht gemacht, seiner Berufung nachzugehen, nach seiner Promotion, mit sechzig Jahren, macht er auch hier Karriere im pädagogischen Bereich und seine Methoden werden anerkannt. Papaneks Pädagogik wirkt auch heute noch beeindruckend progressiv und modern, ebenso wie seine Arbeit mit den Flüchtlingskindern. In Wien erinnert nur ein Gemeindebau im 15. Bezirk an diesen großen Menschen. Vielen Dank an die Autorin, die Leben und Werk von Ernst Papanek einem breiten Publikum zugänglich macht! (Siehe auch: Maier, Arthur und Lilly)
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