Die 18-jährige Selma ist eine lebenslustige junge Frau. Vor ihr liegt ein Sommer voller Träume, gerade hat sie Abitur gemacht und schmiedet Pläne für die Zukunft. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Bei einem tragischen Verkehrsunfall verliert Selma ihr Augenlicht. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen. Nur schwer findet sie sich in ihrem neuen Leben als Blinde zurecht. Und immer wieder hadert Selma mit denselben Fragen: Warum ist das Leben so ungerecht? Woher nehme ich den Mut zum Leben? Und gibt es das Unsichtbare hinter den sichtbaren Dingen?
Als sie mit den Bewohnern eines nahegelegenen Seniorenheims ins Gespräch kommt, erhält Selma unverhofft Antworten. Die Alten erzählen aus ihrem Leben, berichten von Krisen und Schicksalsschlägen, aber auch von der Kraft des Neuanfangs. Tief berührt von der Weisheit ihrer Worte, fasst Selma langsam den Mut, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und dann, genau ein Jahr nach ihrem Unfall, kehren mit dem Sommer auch Selmas Träume zurück ...
Die einfühlsame Geschichte einer jungen Frau, die sich tapfer zurück ins Leben kämpft.
„Vielleicht gehe ich ein Jahr ins Ausland. Australien oder Neuseeland, Work and Travel, Erdbeerenpflücken und dann ein bisschen durchs Land reisen. Das würde mir Spaß machen. Ob man mir das als Wartezeit für das Psychologiestudium anrechnet?“ Die 18-jährige Selma hat frisch ihr Abitur in der Tasche und steckt voller Pläne für die Zukunft, doch dann macht ihr das Schicksal scheinbar einen Strich durch die Rechnung. Nach einem Autounfall heißt es leider, »Selma, es gibt offensichtlich da ein Problem. Weil du nicht angeschnallt… Also, das ist jetzt auch egal. Durch den Aufprall des Autos auf diesen Baum hat es dich nach vorne geschleudert. Dein Kopf… ich meine, ich bin da kein Experte. Aber der Doktor Hollweck hat mir das mit Fliehkräften erklärt, die dazu geführt haben, dass bei dir der Sehnerv offenbar durchtrennt wurde, also, der ist nicht mehr durchblutet, so wie er das eben gesehen hat, allerdings, ich meine, du weißt ja, die wollen ja noch Untersuchungen machen, also… Aber auch wenn das so sein sollte, werden wir das schaffen.« Wir werden das schaffen, sagt sich leicht. Für Selma, die stets so lebensfroh war, die immer so gerne gelacht hat, sich für vieles schnell begeistern konnte und die ihr Leben geliebt hat, weiß im Moment aber auf die Frage nach dem Und jetzt?, nur noch „ich hasse das Leben. ICH HASSE ES.“ Wie die junge Frau mit ihrem Blindsein zurechtkommt, was das für ihr Leben bedeutet, welche Überwindung es sie kostet, den Rat ihrer Mutter, »Du musst deine selbst gebaute Höhle verlassen, sonst bleibst du immer im Dunkeln« zu befolgen und warum sich am Ende zum Glück doch nicht bestätigt »Glücklich, das werde ich doch sowieso niemals…«, wird an der Stelle nicht verraten. Nur so viel vielleicht noch, sehr hilft ihr dabei, wieder neuen Mut zu fassen, dass ihr der Altenpfleger Gero Gespräche mit einigen Bewohnern eines nahegelegenen Seniorenheims vermittelt. Diese haben allesamt ebenfalls schwere Krisen und Schicksalsschläge erlebt und sind nicht daran zerbrochen, sondern haben die Kraft für einen Neuanfang gefunden haben. Durch deren Erzählungen erhält Selma nicht nur Antworten auf die drei Fragen, warum ist das Leben so ungerecht, woher nehme ich den Mut zum Leben und gibt es das Unsichtbare hinter den sichtbaren Dingen, die sie unentwegt beschäftigen, sondern findet auch wieder neuen Lebensmut.
„Eine zutiefst verletzte Seele braucht einen Brüllraum.“ Die Autorin verwendet viele Bilder und beschreibt ganz besonders emotional. „Ich habe das Gefühl, der Unfall hat mein Gehirn mit einem Eimer schwarzen Teers getränkt. Nur finstere Gedanken, alles so sinnlos, warum noch leben. Mein Herz zieht sich fast jede Minute vor Schmerz zusammen, schlägt wild, als wolle es sich aus meiner Brust heraushämmern. Ich liege auf meinem Bett, atme schwer wie eine Forelle an Land, die ihre letzten Züge macht. Was für ein seelisches Wrack bin ich durch ein einziges kurzes Ereignis geworden!“ ist nur ein Beispiel dafür, wie geschickt sie zu formulieren weiß, damit der Leser sich bestmöglich in Selma hineinversetzen kann. Ich habe mit ihr gelitten, konnte ihre Wutausbrüche, ihre Schuldgefühle, die sie deswegen ereilen, ihre Verzweiflung mehr als gut verstehen und habe mich mit ihr und für sie über jeden noch so kleinen Schritt gefreut, der ihr wieder ein Stück mehr Lebensqualität und –glück bereitet. Gut hat mir auch gefallen, dass ich durchaus immer wieder auch einmal schmunzeln konnte. Dafür hat ganz besonders Altenpfleger Gero mit seiner einnehmenden Art und seinen Sprüchen, gesorgt. Von dem kann schon mal ein »Herr Stöger ist siebenundneunzig Jahre alt. Und, damit du ihn dir vorstellen kannst: Er sieht nicht aus wie siebenundneunzig. Gell, Herr Stöger? Ich würde sagen, er schaut wie sechsundneunzig aus.«, kommen. Lobend erwähnen muss man sicher auch noch die vielen lebensbejahenden Botschaften, die die Autorin toll in ihren Roman verpackt und die nicht nur Selma, sondern auch dem Leser Mut machen können.
Die zutiefst deprimierte Selma wird von der Autorin grandios gezeichnet. Selmas Gedankenspiralen, ihre Phasen der Hoffnung, die sich mit denen der Verzweiflung Gefechte führen könnte ich mir besser nicht dargestellt vorstellen. Die Bewohner des benachbarten Seniorenheims müsste man an dieser Stelle ebenfalls auch alle aufzählen, weil sie von solch bewegenden Erlebnissen berichten. Stellvertretend erwähne ich vielleicht Herr Stöger, der alle Hoffnungen auf Olympia aufgeben muss, nachdem er in Stalingrad ein Bein verliert und Selma nicht nur demonstriert, wie man sich sein Leben zurück holen kann, sondern sie auch vor der Gefahr der Vergleicheritis warnt, bis hin zu Herrn Meindl, der nicht nur den Weg zu einem Blindenbegleithund ebnet, sondern Selma auch die Natur und die Bienen näherbringt. Auch alle anderen Nebendarsteller sind toll dargestellt, bei Sonja, der sympathischen Rehabilitationslehrerin und LPF-Trainerin angefangen, bis hin zu Gero, den Altenpfleger mit seiner einnehmenden Art.
„Warum hilft mir dieser Gero nicht? Aber eigentlich finde ich das gut. Ich komme mir sonst schnell wie eine Idiotin vor, wenn man mir sogar erklärt, wie ich mich hinsetzen soll. Zwar brauche ich die Menschen gut mit einem und wollen ganz schnell helfen, machen es aber falsch, wenn sie einem selbst die kleinsten Dinge noch abnehmen wollen. Das hat so etwas Entwürdigendes wie bei Bettlern, denen man Geld hinwirft, anstatt es ihnen freundlich in die Hand zu drücken. Menschen, die mit mir geduldig sind und mich, eingeschränkt, wie ich bin, respektieren, punkten bei mir. Dieser Gero könnte einer von ihnen sein.“ Leider ist unsere Gesellschaft von wirklicher Integration von Menschen mit Handicap noch viele Schritte entfernt, deshalb war für mich auch spannend zu erfahren, wie Selma das Miteinander mit anderen beschreibt. Auch Informationen allgemeiner Art wie z.B. die Existenz von Farberkennungsgeräten oder die Erwähnung spezieller Berufe für blinde Menschen, wie medizinische Tastuntersucherin fand ich äußerst interessant.
Alles in allem ein einnehmender, fesselnder und äußerst bewegender Roman, den ich am liebsten, einmal angefangen, gar nicht mehr aus der Hand hätte legen wollen. Fünf Sterne sind da wohlverdient.
Der Theologe und Schriftsteller Felix Leibrock hat mit dem Roman „Wenn der Sommer kommt, tanzen die Träume“ eine wunderbare Geschichte geschaffen.
Der Roman ist in Ichform geschrieben, die Emotionen der Protagonistin werden gut eingebracht und man kann sie gut nach vollziehen.
Die 18jährige Selma wird nach einem Unfall blind. Ihr Kampf gegen die schwarze Wand um damit fertig zu werden ist interessant.
Aus den Lebenserfahrungen von fünf Personen aus dem Altersheim, zieht sie neuen Mut.
Der Autor konnte mich mit seinem einfühlsamen Stil überzeugen.
Aus diesem Roman können Leser selber Mut ziehen.
Empfehlenswert.
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