Trotz aller Verfemungen Machiavellis ist sein Hauptwerk »Il Principe« als politische Bibel der Staatskunst in die Weltliteratur eingegangen. Es hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Die Übersetzung von Rudolf Zorn vermittelt ein lebendiges Bild vom Geist Machiavellis, der jeden Utopismus in der Politik verwirft, und sucht das Wesen seiner Sprache so wortgetreu wie möglich wiederzugeben. Das aktuelle Geleitwort von Herfried Münkler, Einleitung, Zeittafel, Anmerkungen und Register sorgen für den notwendigen Hintergrund.
Herfried Münkler, Professor für Politikwissenschaft an der HU Berlin und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wurde durch seine Forschungen zu Machiavelli bekannt. Heute gehört er zu den einflussreichsten Wissenschaftlern seines Fachs in Deutschland.
Das Buch ist wichtig, aber nicht ganz einfach zu lesen. Alles, was man über Macht wissen muss, erfährt man bei Machiavelli - "Der Fürst". Sehr empfehlsenwert!
Erschreckend - analytisch aber sehr interessant
Bewertung am 28.05.2021
Bewertet: Buch (Kunststoff-Einband)
Wenn wir ein Fürst wären, wie sollten wir am besten Handeln? Sollten wir ehrlich, freundlich und gutmütig sein und unsere Versprechen einlösen?
Niccolò Machiavelli (1469 - 1527) fand, dass dies keine gute Idee sei, auch wenn sie vielleicht ehrlich und gut in diesem Sinne erscheinen mag. Ihm zufolge sei es manchmal besser, Lügen aufzutischen, Versprechen zu brechen, ja sogar Feinde zu umzubringen. Ein Fürst brauche sich keine Gedanken zu machen, ob er sein Wort hält oder nicht. Machiavelli meinte, ein Herrscher, der Erfolg haben wolle, müsse lernen, nicht gut zu sein. Am wichtigsten sei es, an der Macht zu bleiben, und dafür sei fast jedes Mittel recht.
Einige sagen, die Thesen - oder Anleitungen - Machiavellis seien ein Lehrbuch für Verbrechen und Unterdrückung. Andere sagen, dass es einfach nur die bestehenden herrschenden politischen Verhältnisse aufzeige.
Machiavelli reiste als Diplomat viel durch Europa und lernte Könige, Fürsten und den Papst kennen. Von den meisten hielt er jedoch nichts. Ein Fürst hatte es ihm aber angetan: der skrupellose Cesare Borgia. Borgia, der seine Feinde überlistete und ermordete, als er einen grossen Teil Italiens unter seine Kontrolle brachte. In den Augen Machiavellis verhielt sich Borgia genau richtig, wurde aber vom Unglück in die Knie gezwungen. Er wurde genau zu dem Zeitpunkt krank, als er angegriffen wurde.
Die Familie Medici, die dann an die Macht kam, warf Machiavelli ins Gefängnis. Nach Folter und Haft wurde er schlussendlich freigelassen. Er wurde aber in die Verbannung geschickt.
Was waren Machiavellis Hauptthesen und warum waren die meisten Leser so schockiert darüber? Er war der Meinung, dass ein Herrscher mit virtù, was soviel wie Männlichkeit oder Tapferkeit bedeute, ausgestattet sein müsse. Die Hälfte von dem, was uns zustösst sei laut Machiavelli auf Zufälle zurückzuführen, und die andere Hälfte sei das Ergebnis von Entscheidungen, die wir treffen. Aber er glaubte auch, dass man seine Erfolgschancen erhöhen könne, wenn man schnell und beherzt handelte. Wir brauchen uns nicht wie Opfer zu verhalten, nur weil Unglücksfälle in unserem Leben eine so grosse Rolle spielen. Anders ausgedrückt: ein Herrscher oder Politiker, der sich gut vorbereitet und den Augenblick nutzt, hat bessere Chancen auf Erfolg, als eine Person, die dies ausser Acht lässt.
Machiavellis »der Fürst« ist ein sehr erschreckendes Buch. Wer Politik und »Macht« verstehen will, der sollte dieses Buch lesen. Auch heute, rund 500 Jahre nach Machiavellis Todes, regieren (wenn nicht alle) die meisten Machtmenschen und Eliten (auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene) nach diesen Grundsätzen - wenn auch in versteckter und abgemilderter Form.
1* dafür, dass sich viele von dieser Schrift blenden liessen und es als »Anleitung zum Handeln« interpretierten. 5* für die Analyse von Machtmenschen. Macht insgesamt 3 Sterne.
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