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Vater unser
Thomas Zörner aus Lentia am 11.08.2011
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Felix Mitterer ist bekannt dafür Themen für seine Stücke zu wählen, die unangenehm sind, aber doch unbestreitbar präsent. In Kein Platz für Idioten nahm er sich der Behandlung von Minderbemittelten an, in Der Patriot dem Treiben des Franz Fuchs, beinahe schon konventionell für ihn, diesmal dreht sich sein Stück um Kindesmissbrauch, mit genauerer Blickrichtung auf die katholische Kirche. Angespornt wurde er von den jüngsten Vorfällen in Knabeninternaten, katholischen Jugendlagern und ähnlichem, und heraus kam sein vielleicht wütendstes Stück, aber auch eines seiner Besten. Figuren gibt es nicht viele, man könnte sagen, es gibt nur Kläger und Angeklagten. Die Geschichte spielt in einer Kirche, vor und im Beichtstuhl. Hier wartet ein Priester auf Büßer, und findet einen in jenem Mann, der in die Kirche stürmt, seinen bewusstlosen Sohn auf den Armen. Er hat ihm dasselbe angetan, was ihm angetan wurde. Als er noch ein Junge war, wurde er von einem Priester missbraucht, jenem Mann, dem er sich nun anvertraut. Die Beichte ist, trotz der geringen Seitenzahl, gewaltig, sowohl sprachlich, als auch inhaltlich und emotional. Mitterer nutzt um seinen Figuren Ausdruck zu verleihen, einem simple, oft mundartliche Sprache, die aber dem Geschehen angemessen ist, und die sich im Kopf des Lesers, gemäß den Szenen entfaltet. Hinzu kommt, dass dieser, in Österreich, sprachliche Bezug der Emotionalität des Stücks noch mehr Druck verleiht. Wenn von den Leiden eines Jungen erzählt wird, der meint von einem Mann wirklich geliebt zu werden, in all seinen Formen, so schnürt das dem Leser den Hals zu. Hinzu kommt, dass Mitterers Thema nach wie vor traurige Aktualität besitzt. Nicht selten wird man das Werk zur Seite legen müssen um einmal tief durchzuschnaufen. Trotzdem schafft es der Autor nicht zu richten, oder mit dem Finger zu zeigen. Mitterer bleibt seinem Stoff treu, und verläuft sich nicht an Anprangerungen, sondern zeigt, und lehrt nicht. Die Beichte ist großer Stoff, der kurz prägnant auf den Punkt gebracht wird. Lediglich gegen Ende fehlt die nötige Konsequenz, um einen klar definierten Schlusspunkt zu setzen. Unbedingt lesen.