Zwei Liegestühle am Steg, der für ein gemeinsames Abendessen gedeckte Tisch, das Licht eines Ruderbootes im nächtlichen Schilf - es sind stille, beinahe idyllische Bilder, die am Beginn von Alois Hotschnigs virtuosen Geschichten stehen. Doch je weiter der Erzähler voranschreitet, desto deutlicher fällt sein Blick auf das, was stört und verstört in diesen sorgfältig arrangierten Szenerien. Irritation macht sich breit in einem Alltag, der zuvor noch so verlässlich und harmlos gewirkt hat und sich nun immer weiter zu entfernen scheint ... Mit größtmöglicher sprachlicher Genauigkeit entfaltet Alois Hotschnig in seinen Erzählungen eine Welt, die leise aus den Fugen gerät.
9 Kurzgeschichten sind diesem Buch des österreichischen Autors gesammelt und neu veröffentlicht worden. Ich muss zu geben, dass ich Hotschnig bis zu diesem Buch nicht kannte. Dabei ist der Österreicher literarisch hoch dekoriert, zuletzt bekam er 2008 den Erich-Fried-Preis.
Und man muss sagen, wohl zu recht.
Hotschnigs Kurzgeschichten sind schon von einer besonderen Art und Weise und von einer besonderen Güte. Verstörende Geschichten, die einen leichten Hang zum surrealen Genre haben. Eigentlich sind es Alltäglichkeiten, die Hotschnig seinem Leser schildert. Aber, die Perspektive, die er wählt, macht die Geschichte so spezial, so außergewöhnlich.
Exemplarisch dafür will ich die Geschichte: >Eine Tür geht dann auf und fällt zu.< erwähnen. Eine Geschichte zwischen Surreal und Alltäglichkeit. Ein Mann namens Karl trifft auf eine Frau in einer namenlosen Gegend, in einem seltsam irrealem Haus. Diese Frau sammelt Puppen, die ganze Wohnung ist voll mit ihnen. Und eine Puppe sieht dem Mann verblüffend ähnlich. Eine Geschichte voller dunkler Atmosphären und Stimmungen. Und sie ist exemplarisch für den Stil Hotschnigs. Namenlos, gesichtslos und voller Spannungen sind seine Geschichten. Seine Figuren nur kurz angedeutet und nicht erkennbar. Situationen, die eigentlich, so hat man den Eindruck, nicht von der dieser Welt sind, dennoch im hier und jetzt geerdet. Ja, genau diese Spannungen halten die Geschichten. Der Leser ist geneigt zu vermuten, sich in einer sciencefictionartigen Welt leserisch zu befinden und doch sind die Ort irgendwie vertraut. Die Orte könnten überall sein. Orte, Geschichten, die in den Erzählungen auftauchen, muten fremd an und dennoch hat man den Eindruck, irgendwie diese Gedanken, Gefühle schon einmal gehabt zu haben.
Das alles eingebettet in einer Sprache, die genau auf die Stimmungen abgestellt ist. Kein Wort zu viel, unaufgeregt , aber immer die Atmosphäre tragend.
Wie auch immer, ein beeindruckende Sammlung von Geschichten eines Schriftstellers, den es weiter zu entdecken gilt.
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