1551: Elze wächst mit ihren Geschwistern als Eigenbehörige auf dem großen Hof Kalmule auf. Die harte Arbeit auf den Feldern ist ihr Alltag. Doch ihr Leben wandelt sich von Grund auf, als sie ihre Familie verlassen muss und ihren Pflichtdienst als Küchenmagd in der Stadt Münster antritt. Eines Tages wird sie jedoch mit einer Magd der Herren von Oer getauscht und muss künftig auf der Wasserburg Kakesbeck leben, auf der ein Fluch liegt. Dort trifft sie auch Jacob wieder. Aber um den Müllerssohn ranken sich geheimnisvolle Gerüchte. Soll sie diesen Glauben schenken? Und wird Elze nun Teil der alten Prophezeiung werden, um den Fluch der Familie von Oer zu brechen?
Auftakt eines historischen Mehrteilers von Ulrike Renk vor dem Hintergrund des Spanisch-Niederländischen und des Dreißigjährigen Krieges
Dieser eindrucksvolle Roman basiert auf der eigenen Familiengeschichte der SPIEGEL-Bestseller-Autorin.
„Lieber Gott, warum hast du diese Welt erschaffen? Warum kann man gegen jemand anderen getauscht werden, als wäre er ein Stück Vieh oder eine Truhe? Ich bin doch ein Mensch…, nur dass ich eigenbehörig bin…“ (S. 470)
Lüdinghausen 1551: Elze wächst als Eigenbehörige auf dem Kalmule-Hof ihrer Familie auf. Ihr Leben ist eng mit der Natur verbunden und scheint vorbestimmt zu sein. Die Familie bewirtschaftet den Hof schon seit mehrere Generationen, nach ihrem Vater Heinrich wird ihn Drees, der älteste Sohn übernehmen. Die anderen Söhne können dann entweder auf anderen Höfen einheiraten (wenn sie das Geld dafür aufbringen), oder, was wahrscheinlicher ist, bleiben ihr Leben lang als ledige Knechte auf dem Hof des Bruders. Bei den Töchtern ist es ähnlich, wenn sie keinen Hoferben heiraten, bleiben sie als Mägde zu Hause. Und noch hegt Elze keine Ambitionen in diese Richtung.
Elze lernt von klein auf alles, was eine Frau damals können und wissen muss. Angefangen beim Kochen, Backen und Haltbarmachen, über Hausarbeiten wie Nähen, Stopfen, Weben, bis zum Versorgen der Tiere und der Feldarbeit, bei der alle mitarbeiten müssen. Sie sind Selbstversorger, müssen aber von allem, was sie erwirtschaften, immer einen Teil an ihren Grundherren abgeben, egal, ob der Ertrag das hergibt oder nicht.
Ein wichtiger Pfeiler im Leben sind der Glauben, der erst vor wenigen Jahrzehnten reformiert wurde, und leider auch der Aberglaube.
Ulrikes Renks „Am Fluss der Zeiten“ ist seit langem mal wieder ein historischer Roman, der aus der Masse heraussticht. In klaren Worten und völlig ungeschönt berichtet sie vom harten und entbehrungsreichen Leben der Bauern zur damaligen Zeit, von ihrer Abhängigkeit vom Grundherren und wie sie den Launen der Natur ausgesetzt sind. Dabei kommt sie ganz ohne romantische Verklärung oder eine dramatische Liebesgeschichte aus, das Leben war auch so aufregend genug.
Eigenbehörige sein bedeutet, dass sie unfreie Bauern sind, die einem Gutsherren gehören und theoretisch an einen Hof gebunden sind, aber ein „Gesindejahr“ für ihren Herren ableisten müssen, das überall sein kann. Außerdem können sie gegen andere Hörige getauscht werden.
So passiert es auch Elze. Sie wird für ihr Gesindejahr nach Münster zu einem Domherren geschickt, aber schon nach einem halben Jahr zurück nach Hause berufen, allerdings nicht auf ihren Hof, sondern in Sichtweite auf die Burg Kakesbeck, um die sich eine gruselige Sage rankt. Schon ihr ganzes Leben hat sie Angst vor der Burg, in dessen Keller angeblich ein Ungeheuer lebt. Und jetzt muss sie für immer hier leben, es sei denn, ihr Herr tauscht sie nochmal ein. Wie es zu diesem ungewöhnlichen Schicksal kommt, Hörige von Höfen wurden nämlich nur selten vertauscht, verrate ich Euch natürlich nicht.
Ulrike Renks historischer Roman „Am Fluss der Zeit, Hof Kamule“ entführt den Leser in das Jahr 1551 und erzählt die Geschichte der jungen Elze, die auf dem elterlichen Hof ein entbehrungsreiches Leben führt. Die Last der Abgaben an den Lehnsherrn prägt den Alltag ihrer Familie. Als Elze schließlich ihren Pflichtdienst als Magd in Münster antreten muss, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung. Kaum hat sie sich dort eingelebt, wird sie unerwartet auf die geheimnisvolle Wasserburg Kakesbeck geschickt, wo ein dunkler Fluch die Atmosphäre bestimmt. Die Frage, welche Rolle ihr Bruder in diesem unerwarteten Tausch spielt, sorgt für zusätzliche Spannung.
Der Roman zeichnet sich besonders durch die detaillierte Recherche und die lebendige Schilderung des historischen Alltags aus. Ulrike Renk gelingt es, das Leben auf einem Bauernhof im 16. Jahrhundert greifbar und authentisch darzustellen. Der Leser taucht tief in die Welt der einfachen Leute ein, deren Schicksale eng mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Zeit verbunden sind. Dabei bleibt die Geschichte nicht nur bei historischen Fakten stehen, sondern wird durch die fesselnde Erzählweise und den Spannungsbogen, der sich rund um die Burg Kakesbeck aufbaut, emotional mitreißend.
Die Tatsache, dass die Autorin hier ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet, verleiht dem Roman eine besondere persönliche Note. Dieser erste Teil der Trilogie bietet eine gelungene Mischung aus historischen Ereignissen, familiären Verwicklungen und mystischen Elementen, die den Leser gespannt auf die Fortsetzung warten lassen.
„Am Fluss der Zeit, Hof Kamule“ ist ein hervorragend recherchierter und spannender historischer Roman, der durch eine lebendige und bildhafte Erzählweise besticht. Besonders die authentische Darstellung des Landlebens und die Einbettung der Figuren in reale historische Gegebenheiten machen das Buch zu einem lesenswerten Auftakt einer neuen Romanreihe.
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