Der einflussreiche Kritiker und Feuilletonist der Jahrhundertwende war ein leidenschaftlicher Italien-Reisender. Die Menschen, »glutvoll und fein; zart und lustig; königlich und sanft«, lassen ihn Land und Landschaft als einen magischen Ort erleben, wo er allein »des Vorrats wegen« den herrlich süßen, zerrinnenden Teig des Pomeranzenkuchens lieber gleich in rauen Mengen isst. Mehr als einmal fragt er sich: Ist dies hier ein Nachgeschmack des Paradieses – oder ein Vorgeschmack?
Eine zauberhafte Reise in ein Land, wo die Lagune perlmuttern glitzert und in den Lüften das Wunder webt.
Alfred Kerrs "Ja, es ist ein Zauberort" bietet einen Einblick in die Italien-Reisen des berühmten Kritikers und Essayisten. In diesem Buch sind Kerrs Beobachtungen und Eindrücke von seinen Aufenthalten in Italien versammelt. Er schildert seine Reisen mit poetischen Notizen und tiefen Eindrücken, die das Leben und die Kultur Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Kerr, einer der einflussreichsten deutschen Kritiker seiner Zeit, war bekannt für seine sprachgewandten Theaterkritiken und seine exakte Beobachtungsgabe. Die in der Reihe „Übermorgen“ erschienene Sammlung zeigt, wie stark Italien ihn inspiriert hat.
Worum geht's?
In "Ja, es ist ein Zauberort" beschreibt Kerr seine Reisen durch italienische Städte wie Venedig, Rom und Padua. Die Notizen sind weniger ein zusammenhängender Reisebericht, sondern eher lose Gedankensplitter, die er während seiner Aufenthalte festgehalten hat. Kerr schildert die italienische Landschaft, die Architektur und die Menschen mit einer besonderen Faszination. Der Leser begleitet ihn in zauberhafte Lagunenstädte, durch verwinkelte Gassen und in prachtvolle Kirchen. Diese Eindrücke reichen von malerischen Beschreibungen bis hin zu tiefgründigen Reflexionen über das Leben, die Schönheit der Natur und die italienische Kultur.
Meine Meinung
Das Buch hat definitiv seinen Charme, angefangen bei dem wunderschönen Cover, das direkt Italien-Urlaubsgefühle aufkommen lässt. Die Liebe Kerrs zu Italien ist in jedem seiner Notizen spürbar, und die poetische Sprache transportiert auf jeden Fall die Atmosphäre der italienischen Städte. Besonders gelungen fand ich seine Beschreibungen von Orten wie Venedig oder Rom. Kerr vermischt die Magie der Städte mit einer gewissen Melancholie, was den Texten Tiefe verleiht.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mir den Inhalt des Buches etwas anders vorgestellt habe. Die Notizen sind sehr fragmentarisch, was das Lesen erschwert. Statt eines durchgehenden Textes handelt es sich um kurze Tagebuchaufzeichnungen, die oft nur Momentaufnahmen verschiedener Reisen widerspiegeln. Dadurch entsteht ein gewisser Bruch in der Erzählung, und der Lesefluss wird gestört. Für Leser:innen, die einen zusammenhängenden Reisebericht erwarten, kann das enttäuschend sein.
Ein weiterer Aspekt, der mich persönlich nicht überzeugt hat, ist die Tatsache, dass die einzelnen Notizen oft ohne klaren Zusammenhang aufeinander folgen. Manchmal fühlte es sich an, als ob ich mitten in Kerrs Gedanken eintauche, ohne einen roten Faden zu erkennen. Das kann zwar durchaus als literarischer Stil verstanden werden, war für mich jedoch nicht ansprechend.
Fazit
Ja, es ist ein Zauberort bietet wunderschöne, stimmungsvolle Eindrücke von Italien, allerdings in einer sehr fragmentarischen Form. Wer kurze, poetische Texte mag, wird sich an Kerrs Italien-Erfahrungen erfreuen, wer jedoch einen zusammenhängenden Reisebericht erwartet, könnte enttäuscht sein. Ich vergebe dem Buch 2 von 5 Sternen, da es zwar atmosphärisch und sprachlich ansprechend ist, aber auf mich insgesamt zu bruchstückhaft und sprunghaft wirkt.
In Zeiten, zu denen sich nur wenige Auslandsreisen leisten konnten, was Italien der Inbegriff des Südens. In mancher Hinsicht hat sich daran auch heute nicht viel geändert, nur dass sich mittlerweile fast jeder eine Italienreise leisten kann. Dafür erscheint Italien heute auch weitaus weniger utopisch.
Die Zeit, in der Alfred Kerr seine Italienreisen durchführte, das Ende des 19. und das frühe 20. Jahrhundert, dürfte in dieser Hinsicht eine Übergangsperiode darstellen. Moderne Verkehrsmittel hatten das Reisen schon deutlich erleichtert, für die breite Masse war Italien aber noch kein Thema. Aus dieser Zeit stammen die Notizen, die in diesem Büchlein zusammengefasst und neu veröffentlicht wurden. Inhaltlich kann der Leser durchaus geteilter Meinung sein. Einerseits vermitteln Kerrs Aufzeichnungen viel Zeit- und Lokalkolorit, spiegeln das italienische Leben vor rund 100 Jahren und mehr wider. Andererseits handelt es sich um keinen durchgängigen Text. Was hier wiedergegeben wird, sind eher kurze Tagebuchnotizen, die von verschiedenen Reisen zu verschiedenen Zeiten stammen. Selbst die Notizen anscheinend aufeinanderfolgender Tage schließen nur selten inhaltlich aneinander an. Ob einem das gefällt, ist durchaus Geschmackssache. Für mich persönlich überwiegt dabei das gelungen eingefangene Zeitkolorit.
Wie im Nachwort ausdrücklich angemerkt wird, wurde die Rechtschreibung für die Neuveröffentlichung den modernen Regeln angepasst. Ich fände es in derartigen Fällen passender, auch hier das Original beizubehalten.
Fazit:
Diese Erinnerungen an das Italien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wecken Reiselust, können aber auch etwas verstören.
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