Von Anläufen und Enttäuschungen, vom Finden und Wegwerfen. Und vom Glück des Gelingens. Das neue Buch von Arno Geiger
Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.
Ich habe mich riesig gefreut, dass ein neues Buch von Arno Geiger auf der Bildfläche erschienen ist. Das schöne, fröhlich gestaltete Cover hat mir direkt gefallen und die kurze Andeutung auf ein geheimes Hobby machte mich neugierig.
Der Text der doch sehr persönlichen Autobiografie hat mich schon nach wenigen Zeilen gekriegt.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich nach einigen Seiten doch mehrfach gefragt habe, wie Arno Geiger mit der Thematik noch die gesamten restlichen Seiten füllen möchte.
Doch natürlich war diese Sorge unberechtigt, da der Autor - wie man es von ihm gewöhnt ist - seinen meist wunderschönen Schreibstil mit vielen weisen Gedanken und Inhalten füllt.
So verwebt er die Berichte über sein geheimes Hobby mit Beschreibungen über sein sich verändertes Gefühl dazu, seinen Beobachtungen zur Umwelt und vor allem seiner Lebensgeschichte, ohne dabei konstruiert zu wirken. Vielmehr hatte ich das Gefühl, die Gedanken und Erinnerungen ergaben sich fließend und organisch.
"Ich begriff, dass das echte Leben gewöhnlich ist und trotzdem vielschichtig und dass auch ein vielschichtiger Satz gelassen formuliert werden kann. Es stellt erstaunlich hohe Ansprüche, einen schlüssigen Gedanken zu formulieren, der nicht in jeder Sekunde signalisieren will, wie bedeutend er ist", schreibt Arno Geiger auf Seite 57.
Hierüber habe ich mich sehr gefreut, weil dies genau die Eigenschaft beschreibt, die ich an seinem Schreibstil besonders schätze.
Im späteren Text war ich dann allerdings doch erst recht irritiert über die eine oder anderen sehr schmuckvoll geratene Ausführung, wie etwas die nur wenige Seiten später folgenden Passage: "Die Luft ist ganz anders als am Abend, nicht so sehr Teil eines Geschehens, eines städtischen Geschehens, sondern eigenständiger, unbekümmert um die wenigen Geräusche. Die Morgenluft trägt die Geräusche kaum, es ist, als fielen sie sofort wieder herunter oder als flögen sie aus eigener Kraft davon." Dies liest sich natürlich auch sehr schön, doch fielen mir solche eher poetischen Absätze immer wieder als Bruch in der sonst eher nüchternen Erzählweise auf.
Die Autobiografie hat in mir viele verschiedene Gefühle geweckt: Manchmal haben mich Passagen sehr gerührt, manchmal habe ich mich über Geiger geärgert, an anderer Stelle musste ich laut auflachen und immer wieder war ich von seinen Einsichten und Erkenntnissen sehr erfüllt. Das muss man auf nicht mal 250 Seiten erst einmal hinkriegen!
Das Buch ist, meines Erachtens nach, für alle Arno Geiger Fans, die gerne mehr über sein Leben und über die Hintergrundgeschichten seiner Romane erfahren möchte, für alle Sammler:innen und Nostalgiker:innen da draußen, für Liebhaber:innen der schönen Sprache und natürlich für Leser:innen von guten Autobiografien bestens geeignet.
In mir wird der Text noch lange nachklingen und so freue ich mich bereits jetzt darauf, bald mehr von Arno Geiger zu lesen.
sehr persönliche Autobiographie
Bewertung aus Oed-Oehling am 30.01.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Arno Geigers "Das glückliche Geheimnis" ist eine sehr gelungenes autobiographisches Buch. In seinem kurzen prägnanten Stil schildert er sein Leben, als Aufhänger dient ihm dabei sein Sammeln alter Bücher und Briefe aus Altpapiercontainern, das er auch weiterführt, als er schon erfolgreicher Schriftsteller ist. Sehr schön schildert er anhand seiner Touren auch das Verändern der Gesellschaft. Er beschreibt seine Beziehungen mit all ihren Krisen aber auch positiven Momenten und vor allem dabei mit einer bewundernswerten Offenheit. Ebenfalls spielt sein Familienleben eine große Rolle in diesem Buch, neben seinem dementen Vater, den man schon aus "Der alte König in seinem Exil" kennt geht er auch auf sein Verhältnis zu seiner Mutter ein. Ein weiterer sehr interessanter Teil seines Buches beschäftigt sich mit seiner Tätigkeit als Schriftsteller, wie Arno Geiger Misserfolge und Erfolge erlebt und wie er damit umgeht. Vor allem bekommt man einen sehr schönen Einblick in die Literatur-Branche, den man so noch nicht gekannt hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass "Das glückliche Geheimnis" von Arno Geiger eines seiner persönlichsten Bücher ist, sehr offen und ungeschönt geschrieben und seine "Altpapier-Touren" sind ein stilistisch sehr gelungener Aufhänger für dieses autobiographische Werk. Das Buch ist uneingeschränkt zu empfehlen.
Oftmals sehen wir nur den Erfolg von Autor:innen. Aber kaum eine:r weiß, wie der Weg zum Erfolg war. Arno Geiger nimmt uns mit und zeigt, was ihn veranlasste zu schreiben, woraus er seine Ideen schöpfte und welche Hürden er bewältigen musste, um der Arno Geiger zu werden, den wir kennen.
Kurze Frage zu unserer Seite
Vielen Dank für Ihr Feedback
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kundenservice wenden.