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Ein berührender, schonungslos ehrlicher und auf Tatsachen beruhender Roman
Bewertung aus Dalberg am 13.07.2020
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Mit ihrem Buch „Das Fenster zum Himmel“, das 2020 im Bernardus Verlag erschienen ist und in der Taschenbuchausgabe 314 Seiten umfasst, ist Elisabeth Escher ein feinfühliger und ehrlicher, auf Tatsachen beruhender Roman gelungen.
Hier wird die Geschichte vom Mädchen Marie Muth erzählt, das bis zu ihrem siebten Lebensjahr alles andere als eine liebevolle Behandlung durch ihre Mitmenschen erfuhr. Sie durchlebte tiefe Ängste und Gräueltaten im Heim und bei Pflegefamilien. Doch eines Tages wurde sie bei Jakob Selinger, einem katholischen Priester, und seiner Haushälterin Anna aufgenommen. Von nun ab änderte sich ihr Leben, aber wie schnell kommt es in ihrem neuen Heimatdorf doch auch zu Tratsch und Verleumdung und vielen Leuten stellt sich die Frage, wie denn die Verhältnisse im Pfarrhaus sind. Geht da alles mit rechten und ehrbaren Dingen zu?
Elisabeth Escher gelingt es in ihrem Roman den Leser durch ihren flüssigen und schonungslos offenen Schreibstil in den Bann zu ziehen. Bei mir sind die Seiten einfach nur dahingeflogen und ich habe dieses Buch in einem „Rutsch“ gelesen. Ich fühlte ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen anbelangt mit und konnte mich gut in Marie Muth hineinversetzen und deren Gefühle und Gedanken nachvollziehen und teilen. Ebenso erging es mir mit den Nebencharakteren von Jakob Selinger und Anna.
Gut gefallen hat mir auch, wie Elisabeth Escher Marie sich bis zur jungen Frau hat entwickeln lässt. Maries Gedanken werden reifer, ihr Handeln reflektierter und sie verarbeitet die schrecklichen Gräueltaten ihrer Kindheit bewusst und gut.
Innerhalb der Geschichte setzt sich Elisabeth Escher auch mit der Thematik des Zölibates auseinander, was ihr sehr gut gelungen ist und ebenso auch mit den Gefahren der Verleumdung und Sensationslüsternheit mancher Menschen und deren Folgen.
Fazit: Ein schöner, authentischer, feinfühliger und sehr lesenswerter Roman, der nicht nur an der Oberfläche bleibt . Man merkt dem Buch an, dass es mit ganz viel Herzblut verfasst worden ist.
Es war für mich ein schönes Erlebnis, dieses Buch zu lesen und in die Welt von Marie einzutauchen.
Manchmal hilft ein Blick zum Himmel
liesmal aus Wilhelmshaven am 12.07.2020
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Qualvolle Zeiten in Kinderheimen und auch in Pflegefamilien – das sind Erlebnisse, die schrecklich klingen und mich traurig machen. Wenn jedoch das Wissen darum einen Namen trägt, dann trifft es mich mit voller Kraft.
In „Das Fenster zum Himmel“ erzählt die Autorin Elisabeth Escher die Erlebnisse eines der Kinder, die in den 1960er und 1970er Jahren Schreckliches erlebt haben. Es ist die Geschichte der Marie Muth, deren Name zwar geändert wurde, deren Lebensgeschichte allerdings auf wahren Begebenheiten beruht.
Nachdem Marie die ersten vier Lebensjahre in einer Kellerwohnung scheinbar überwiegend sich selbst überlassen war, verbrachte sie drei Monate in einem Kinderheim, bevor sie in eine Pflegefamilie kam. Was Marie dort erlebt hat, hat mich zu Tränen gerührt und ich war vor Schreck wie gelähmt, als ich gelesen habe, zu welchen „Erziehungsmaßnahmen“ die Pflegeeltern gegriffen haben. Verbote, Warnungen, und Drohungen waren an der Tagesordnung und das, was Marie an Aufgaben bewältigen musste, hat schwere Narben an ihrer Seele hinterlassen.
Zum Glück musste sie nicht in der Familie bleiben. Als Siebenjährige wurde Marie, das „Zigeunermädchen“, im Pfarrhof aufgenommen, wo der Pfarrer Jakob Selinger und seine Haushälterin Anna wohnten. Als überdurchschnittlich intelligent empfinde ich Marie, und ihr Wissensdrang wurde durch den Pfarrer, den Marie „Onkel“ nannte, gesättigt. Wie ein eigenes Kind war Marie für Jakob Selinger und bald fühlte sich Marie väterlich behütet. Auch Anna hat sich fürsorglich und liebevoll um Marie gekümmert. Eine glückliche Kindheit und Jugend hätte es sein können, wenn Klatsch und Tratsch im Dorf nicht solche Ausmaße angenommen hätten, dass die Wahrheit einfach keine Chance hatte.
Schonunglos offen und realistisch ist der Schreibstil von Elisabeth Escher, die mit der Geschichte und treffenden Zitaten überzeugt.
„Der Neid ist die Tür, durch die der Teufel in die Welt getreten ist. Tratsch und Geschwätz – die Waffen des Teufels." Eine passgenaue Beschreibung liegt in den Worten des Pfarrers.
Egal, ob an einem weiteren Gerücht, der das „Verhältnis“ von Pfarrer und Haushälterin betrifft, etwas Wahres dran ist oder nicht, gefällt mir das Zitat bezüglich des Zölibats: „Es war ja auch nicht Gott oder Jesus, der den katholischen Priestern verbot, in Ehe zu leben, sondern Menschen, die vor Hunderten von Jahren dieses Kirchengesetz erlassen hatten. Aus welchen Gründen auch immer.“
Mich hat Maries Lebensgeschichte tief berührt und gezeigt, wie wichtig es ist, sich nicht durch falsche Schlüsse oder durch Gerüchte und üble Nachrede beeinflussen zu lassen.