Die Autobiografie - zum 70. Geburtstag am 30. November 2016
Sie hat die Grenzen der Kunst gesprengt: sich gepeitscht, mit einer Glasscherbe ein Pentagramm in den Bauch geritzt, ein Messer in die Finger gerammt. Sie ist 2500 Kilometer auf der Chinesischen Mauer gegangen, zwölf Jahre in einem umgebauten Citroën-Bus durch die Welt gefahren und hat ein Jahr bei den Aborigines in Australien gelebt. Spätestens seit »The Artist is Present« - ihrer berühmten Performance 2010 im New Yorker Museum of Modern Art - gilt Marina Abramovic in der ganzen Welt als Kultfigur. Robert Redford schwärmt für sie genauso wie Lady Gaga. Vom »Time Magazine« wurde sie zu den 100 wichtigsten Menschen des Jahres 2014 gewählt.
In ihren Memoiren blickt Abramovic zurück auf sieben Lebensjahrzehnte als charismatische Künstlerin und Grenzgängerin. Von ihrer strengen Kindheit im kommunistischen Jugoslawien, wo sie bei ihren der politischen Elite nahestehenden Eltern im Schatten Titos aufwuchs - bis hin zu ihren jüngsten Aktionen, bei denen sie die Seele von Millionen von Menschen mit der Kraft ihres Schweigens berührte.
Von ihrer Kindheit bis 2016 erzählt Marina Abramović ihr Leben. Beginnend in Belgrad, wo sie über die toxische Ehe ihrer Eltern berichtet, die Tito und seine Politik verehrten, während sie eine lieblose Kindheit verbrachte. Ihre Eltern waren ranghohe Mitglieder*innen in der kommunistischen Partei des ehemaligen Jugoslawiens und so mangelte es in materieller Hinsicht kaum an etwas.
Marina Abramović berichtet über die wichtigsten Stationen ihres Lebens – privat, und vor allem auch künstlerisch. Von der Idee bis zur Umsetzung werden ihre Performances beschrieben, was sie damit ausdrücken wollte bzw welche Motivation dahintersteckte. Sie ging dabei immer an ihre Grenzen, körperlich und psychisch, überwindete Schmerzen und Gefahren, die damit einhergingen.
Sie erzählt von ihren wichtigsten und prägendsten Erlebnissen rund um den Globus, Weg- und Lebensgefährt*innen und von Höhen und Tiefen als Künstlerin.
Viel Platz nimmt ihre Beziehung mit dem deutschen Künstler Ulay ein, mit dem sie um die Welt reiste und 12 Jahre lang eine leidenschaftliche private, aber auch berufliche Beziehung führte, die an der Chinesischen Mauer endete.
Nicht immer konnte ich ihre, für mich manchmal ans Destruktive grenzende Kunst nachvollziehen, jedoch imponiert und beschäftigt hat sie mich doch sehr. Öfters habe ich das Buch zur Seite gelegt, mir ihre Performances angesehen und war beeindruckt, berührt oder konnte zugleich kaum etwas damit anfangen (was auch in Ordnung ist) – die gesamte Palette an Emotionen suchte mich heim.
Diese Lebensgeschichte und Künstlerin werden noch lange und intensiv (in mir jedenfalls) nachhallen.
Ich verneige mich
Bewertung am 25.05.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Diese Autobiografie hat mich überrascht, gefordert, beschäftigt, berührt. Ich war voll von dieser Frau, eingenommen, verliebt, inspiriert, erschöpft, ja erschöpft.
Abramović verhandelt in Durch Mauern Gehen die wichtigen Stationen ihres Lebens und ihrer Kunst. Sie ist dabei uneitel, direkt, offen, reflektiert, sie hinterfragt. Die Werke werden in ihrer Entstehung und Durchführung ausführlich beschrieben, in Abbildungen gezeigt. Abramović teilt dabei privatpersönliches, zeigt Bezüge auf. Sie glaubt an die Energie, das Schicksal, die Spiritualität.
Es gibt drei Marinas, schreibt sie selbst, die Kriegerin, die Spirituelle und die Jammertante. Die zarte, verletzte und verletzliche Marina, ich möchte sie umarmen, mag sie am liebsten, diese Jammertante. Sie ist dabei direkt, fast durchdringend, pur, und inspirierend, schon als Kind. Die Kriegerin fasziniert mich, sehr. Abramović arbeitet mit und gegen ihren Körper. Sie ist der Schmerz, sie überwindet ihn, setzt sich durch, ist stark, einsam, dabei kraftvoll, intensiv, viel, viel, viel. Sie findet Gefährten, verliert sie, fällt wieder in die zarte Verletzte, macht sich wieder stark.
Die Spiritualität gibt ihr Bodenhaftung, richtet sie aus, auch hier ist Abramović eine rastlose Suchende voller Energie. Sie wird es bleiben, bis sie aus diesem Leben scheiden wird. Eine Performance ihrer Beerdigung hat sie schon geplant.
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