Islamistischer Fundamentalismus und Intoleranz sind eine Folge der Überhöhung des Korans und des Menschen Mohamed. Erst wenn Muslime es wagen, Mohameds Unantastbarkeit in Frage zu stellen und ihn Mensch werden zu lassen, beginnt eine Reform des Denkens – erst wenn sie Mohamed als den schwierigen, widersprüchlichen, wohl auch kranken Menschen sehen, der er war. Abdel-Samad seziert mit dem Besteck des Psychologen die Weltreligion Islam: eine Familie mit übergroßer Vaterfigur.
Hamed Abdel Samad versteht es, Dogmen abzulegen und ohne Hass, für eine interkulturelle Verständigung zu sprechen. Er erläutert Probleme, auch deren Lösungen und es steht allen frei, dem zu folgen oder nicht. Für mich einer der besten Autoren und Redner.
"Mohamed war ein Gefangener seiner eigenen Geschichte"
Dr. M. am 09.08.2018
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Das Gefangensein in sich selbst und dessen wechselseitigen Einfluss auf das eigene Handeln und Denken ist sicher kein seltener Befund bei Menschen. Bedrohlich wird er, wenn es sich bei solchen Menschen um Diktatoren handelt, die ihre Macht absichern wollen. Dann entwickelt sich oft eine diese Entwicklung verschärfende Eigendynamik. Und zu einer Katastrophe artet es aus, wenn es auf einen diktatorischen Religionsstifter wie Mohamed zutrifft. Hamed Abdel-Samad versucht in dieser Mohamed-Biografie zu erläutern, warum der Islam Menschen zu unglaublichen Greultaten verleitet und warum er sich in seiner jetzigen Form nicht mit dem deutschen Grundgesetz oder allgemeiner mit der europäischen Werteordnung in Übereinstimmung bringen lässt.
Sicher kann man darüber streiten, ob es sinnvoll ist, eine legendäre Gestalt, die vor 1400 Jahren lebte (oder gelebt haben soll) einer Psychoanalyse zu unterwerfen. Die dazu in diesem Buch benutzten Quellen entstanden erst weit nach Mohameds Tod. Deshalb kann man, wenn überhaupt, nur von einem Psychogramm des in diesen Dokumenten beschriebenen Menschen sprechen. Doch das ist in Wirklichkeit überhaupt nicht der Punkt. Nicht die Psyche des Propheten steht im Mittelpunkt dieses Buches, sondern das, was der Koran und die anderen Quellen des Islam in der Psyche der Muslime anrichteten und bis zum heutigen Tag anrichten. Leider macht der Autor diese Intention nicht so deutlich, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte. Die Psyche des Propheten zu analysieren, ist gewiss eine spekulative Beschäftigung. Die psychische Grundstruktur und die daraus erwachsenen Handlungen heute lebender Muslime sind dagegen unbestreitbare Tatsachen, deren enger Zusammenhang mit dem Islam nicht bestritten werden kann. Etwa das Macho-Gehabe, die nicht in unsere Vorstellungen passende Rolle der Frau, das permanente Beleidigtsein oder das ständige aggressive Erheben von Forderungen ohne Gegenleistung, der Hass auf andere Religionen oder alle Andersdenkenden und vieles andere mehr.
Abdel-Samad hofft auf eine Reformation des Islam, auf eine Befreiung dieser Religion aus ihrem historischen Käfig. Aber geht das überhaupt? Sicher gibt es viele gute Gründe für einen berechtigten Zweifel. Man muss nicht lange überlegen um den Kern dieser Reformunfähigkeit zu finden. Er liegt in der Genialität, sieht man es aus Mohameds Sicht, dieser ganzen Konstruktion. Nicht er hat sich den Koran ausgedacht, sondern der Erzengel hat ihm Gottes Wort überbracht, das er anschließend (stets passend zu seiner persönlichen Situation) verkündete. Wie soll man Gottes Wort anzweifeln oder gar ändern? Das geht eben nicht, wenn man diesem Glauben anhängt. Und darüber hinaus sollte man sich einmal daran erinnern, dass man eine so weit verbreitete Religion nicht mal eben nebenbei und in kurzer Zeit reformieren kann. Dazu braucht es zunächst einmal eine entsprechende Autorität. Und: Die vergleichsweise harmlose Reform des Christentums haben zu fürchterlichen Kriegen in Europa geführt. Schon vergessen?
Worum geht es also in diesem Buch? Es ist eine Abrechnung des Autors mit Mohamed. Und zwar auf allen Ebenen. Der Leser lernt Abdel-Samads Sicht auf den Propheten kennen, auf dessen Verdienste, die vor allem in der Einigung der damaligen arabischen Stämme durch Kriege besteht, und auf dessen problematische Beziehungen zu Frauen. Selbstverständlich beschreibt der Autor auch die Entstehungsgeschichte und die Widersprüche des Korans. Sie muss man unbedingt kennen, wenn man dem, was der Autor Suren-Pingpong nennt, aus dem Wege gehen will. Der Koran bezieht sich nämlich auch auf christliche Quellen. Er entstand in verschiedenen Lebensperioden Mohamends, die man deutlich unterscheiden kann. In seiner Zeit in Mekka, als er ausgelacht und verspottet wurde, entstanden die Suren, die Verteidiger dieser Religion gerne zitieren. Später als Kriegsherr in Medina folgen dann sich in ihrer Aggressivität ständig steigernde Suren, die oft genau das Gegenteil ausdrücken. Abdel-Samad erklärt auch die Widersprüche zwischen den Forderungen des Korans und dem überlieferten Leben des Propheten.
Insgesamt kann man sich mit dieser Biografie, deren Abrechnungscharakter man ins Kalkül ziehen muss, sehr gut über den Islam und seinen selbsternannten Propheten informieren. Bei kritischer Betrachtung bietet sich eine sehr gute Analyse des grundsätzlichen Verhaltens von gläubigen Muslimen. Schließlich wollen und müssen sie ihrem Propheten nacheifern. Dass der Islam weit davon entfernt ist, eine friedliebende Religion zu sein, sieht man allein daran, dass eine Abkehr vom Glauben, wie sie der Autor vollzogen hat, mit dem Tode bestraft wird. Ohne diese Strafe wäre es wahrscheinlich niemals zu einer solchen Ausbreitung dieser Unterwerfungsideologie gekommen. Darüber hinaus wird aus diesem Text noch einmal deutlich, dass der Islam wohl kaum mit den europäischen Werten in Einklang zu bringen ist, was genau der Grund dafür ist, warum sich muslimische Parallelgesellschaften entwickeln. Eine tatsächliche Integration hätte nämlich zur Voraussetzung, dass man diese Werte nicht nur anerkennt, sondern auch lebt. Wie aber soll das gehen, wenn man damit in Widerspruch zu einer Religion gerät, die keinen Widerspruch duldet?
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