
Rosenstengel
Ein Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II.
Buch (Gebundene Ausgabe)
28,90 €
inkl. gesetzl. MwSt.- Kostenlose Lieferung ab 30 € Einkaufswert
- Versandkostenfrei für Bonuscard-Kund*innen
Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
17.08.2015
Verlag
Matthes & SeitzSeitenzahl
383
Maße (L/B/H)
22,1/14,1/3 cm
Als der bayerische Märchenkönig Ludwig II. durch den Arzt Franz Carl Müller zufällig von dem delikaten Fall des Anastasius Rosenstengel erfährt, lässt ihn dessen eigentümliches Schicksal nicht mehr los. Er drängt den Mediziner, ihn in seine Recherchen einzuweihen, die Unglaubliches zutage fördern: Rosenstengel zog als Prophet umher, kämpfte als Musketier im Spanischen Erbfolgekrieg und heiratete mit kirchlichem Segen, um schließlich der Maskerade überführt zu werden – einer Maskerade, die alle Grenzen überschreitet. Denn Rosenstengel war in Wahrheit ein Weibsbild mit Namen Catharina Linck. Nachdem man auch noch eine »lederne Wurst« in ihrer Hose entdeckte, mit der sie die Ehe vollzogen und »unterschiedliche Wittwen caressiret« hatte, führte man sie 1721 dem Henker vor. Jedes Detail, das sich der faszinierte Monarch während nächtlicher Schlittenfahrten, in der Venusgrotte von Schloss Linderhof oder im tropischen Wintergarten der Münchner Residenz berichten lässt, bringt den jungen Arzt und den einsamen König einander näher, bald geraten beide in einen Strudel tiefer Verwirrung: Wo verläuft die Grenze zwischen wissenschaftlicher Leidenschaft und verbotenem Begehren, Täuschung und Wahrheit, Perversion und Normalität, Mann und Weib, König und Untertan?
Die emotionale Verunsicherung steigert sich im Angesicht höfischer Intrigen zur ernsthaften Gefahr, und Müller steht vor der Entscheidung, den König entmündigen zu lassen – oder ihn vor den Verschwörern zu retten.
Mal zärtlich, mal deftig entwirft Angela Steidele einen atemberaubenden historischen Briefroman über Trug, Wahn, Leidenschaft und Irrsinn. Und über die Frage, wie viel Liebe das Leben und wie viele Leben die Liebe fassen kann.
Die emotionale Verunsicherung steigert sich im Angesicht höfischer Intrigen zur ernsthaften Gefahr, und Müller steht vor der Entscheidung, den König entmündigen zu lassen – oder ihn vor den Verschwörern zu retten.
Mal zärtlich, mal deftig entwirft Angela Steidele einen atemberaubenden historischen Briefroman über Trug, Wahn, Leidenschaft und Irrsinn. Und über die Frage, wie viel Liebe das Leben und wie viele Leben die Liebe fassen kann.
Das meinen unsere Kund*innen
Im heil'gen See wohl labt mich auch die Welle
Giselle74 am 16.12.2017
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Um mit dem Einfachen zu beginnen: Rosenstengel ist ein sehr sorgfältig aufgemachtes Buch. Auf rosanem Einband glänzt gülden ein Bild des Anastasius Rosenstengel, innen liegend finden sich Karten des Königreichs Bayern zu Zeiten Ludwigs II und der Gegenden, in denen Rosenstengels Geschichte um 1700 herum spielt. Im hinteren Teil befinden sich diverse Kurzbiographien der handelnden Personen und eine Bibliographie.
Man nehme sich Zeit, viel Zeit für dieses Buch. Zu lesen sind nämlich 252 Briefe. Und zwar geschrieben in der Sprache ihrer Zeit, des 18. und 19. Jahrhunderts. Das klingt dann in etwa so:
Empfangen Hochehrwürden den hätzlischen Gruß unserer kleinen Lutherischen Gemeinde aus Cölln am Rhein, welcher Gott der Herr beliebet schwere Prüfungen auffzuerlegen. Da allhier der evangelische Gottesdienst strenge verboten, sind wir gezwungen, gantz geheim uns zu versammlen und entbehren bitterlich eines Pfarrherrn in unserer Mitten. (S.9)
Arbeitet man sich aber geduldig durch all die Briefwechsel, wird man belohnt mit einer Geschichte, die große und heute immer noch wichtige Themen behandelt: die Würde und Freiheit des Einzelnen, Menschlichkeit versa Dogmen, Moral und Eigennutz.
Der junge Irrenarzt Franz Carl Müller wird im Oktober 1884 als Leibarzt Prinz Ottos von Bayern nach Fürstenried bestellt. Dort beginnt eine Freundschaft zum regierenden Herrscher König Ludwig II, aus der schnell mehr wird. Unwissentlich spielen die Briefe Müllers an seinen Vorgesetzten von Gudden den Feinden des Königs in die Hände, die diesen für geistig unzurechnend erklären möchten, um die Krone zu übernehmen.
Müller und der König forschen zeitgleich einer Geschichte nach, die sich ca 1710 zwischen Halle und Köln ereignet haben soll. Ein gewisser Anastasius Rosenstengel, Musketier, Prophet und Ehemann, wird als geborene Catharina Linck enttarnt und aufgrund seines Lebenswandels zum Tode verurteilt. Eine Frau, die Frauen liebt, das gilt als unnatürlich und verwerflich.
Und während nun also Rosenstengels Werdegang Brief für Brief aufgeblättert wird, bis zu seinem Tod durch Ertränken, geht auch Ludwig Schritt für Schritt seinem bekannten Schicksal im Starnberger See entgegen.
Und Brief für Brief schwillt der Zorn über so viel bornierte Ungerechtigkeit, über so unnütze Vorurteile. Mit welchem Recht, fragt man sich, maßen sich Menschen moralische Urteile dieser Größenordnung zu und vor allem, was kümmert es sie, wie andere ihr Glück finden, wenn sie denn dabei niemandem etwas zuleide tun? Und wie unfassbar entsetzlich ist es eigentlich, dass sich von 1700 bis heute gar nicht so viel getan hat in der Beurteilung von Homosexualität und dem Wert von Frauen im Vergleich zum Mann?
Es gelingt der Autorin Angela Steidele, diese Fragen in den Raum zu werfen, ohne sie im Text zu stellen. Wir lesen nur die Briefe, Briefe von Pastoren, Gelehrten und Ärzten, die alle miteinander ihre persönliche Meinung mit erforschtem Wissen verwechseln, sich die Tatsachen passend zurecht biegen und skrupellos ihre Karrieren verfolgen. Und so fragt man sich am Schluß des Buches, wer den nun eigentlich wirklich irre und unzurechnungsfähig ist.
Die Auszeichnung des Buches mit dem Bayerischen Buchpreis ist mehr als verdient. Es ist zu hoffen, dass es noch viele weitere Leser findet.
Ich danke dem btb Verlag für das Rezensionsexemplar.
Die Titelzeile enstammt der Oper Parsifal von Richard Wagner, 1.Akt, 1.Szene.
Kurze Frage zu unserer Seite
Vielen Dank für Ihr Feedback
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.
zum Kundenservice