Politische Affären und Skandale in Österreich
Von Mayerling bis Waldheim
88,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
28.06.2007
Herausgeber
Hubert SickingerVerlag
Studien VerlagSeitenzahl
776
Politische Skandale als Gradmesser für den Zustand Österreichs - von der ausgehenden Monarchie bis ins späte 20. Jahrhundert: Im historischen Verlauf folgen die Beiträge einem vergleichbaren Schema, in dem sie hinsichtlich der jeweiligen Affäre gelungenermaßen die Voraussetzungen und Konsequenzen sowie die Rolle des Aufdeckers, der Bühne/Öffentlichkeit und des aufnahmebereiten Publikums thematisieren. Was hat den Skandal - ob Mayerling, Sixtus-Affäre, CA-Krise, die Fälle Olah und Borodajkewycz, die Habsburg-Krise, die Affären Kreisky-Peter-Wiesenthal und Frischenschlager-Reder, AKH, die Fälle Noricum, Lucona und Waldheim oder "Ideologische Missgeburt"/"ordentliche Beschäftigungspolitik" - überhaupt erst zu einem solchen gemacht? Dieser Band gibt umfassend Antwort!
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Von der Insel der Seligen zur Skandalrepublik?
Mario Pf. aus Oberösterreich am 15.09.2008
Bewertungsnummer: 587904
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Das Bild das man als Österreich von seinem Heimatland hat, schwankt oft zwischen der Vorstellung einer Insel der Seligen mitten im tobenden Meer Europas und einer Skandalrepublik, in der Korruption, Amtsmissbrauch und Parteipolitik oft zu eng miteinander verbunden sind. In einer ergänzenden Stellungnahme zum Endbericht des "Lucona"-Untersuchungsausschusses sagte schon der grüne Nationalratsabgeordnete Peter Pilz: "In Österreich geht jeden Tag die 'Lucona' unter. Ob Noricum, Mitterndorfer Senke oder Transitverkehr: überall verbinden sich geschäftliche Interessen politische Dienstbarkeit und bürokratische Willkür zu immer demselben Filz."
Dieses oft sehr ambivalente Bild entsteht vor allem durch die Gewohnheit österreichischer Politik, in der Tradition von Österreichs 'Sonderweg' beinahe alles zum Thema der Innenpolitik zu machen. Seit 1995 wäre dieser allerdings vorbei und dennoch haben EU-Sanktionen, der Ortstafel-Streit und der Bawag-Skandal für großes Aufsehen gesorgt, was alles ebenfalls innenpolitisch von manchen Parteien zur Schärfung des eigenen Profils genutzt wurde. Das vorliegende Werk befasst sich allerdings mit einem historischen Rückblick auf die Skandalgeschichte Österreichs von Mayerling bis Waldheim, also vom Ende der Donaumonarchie bis zum Ausklang der Ära Kreisky und dem Fall des Eisernen Vorhangs. Dabei muss man sich vor Augen führen, dass "Politische Affären und Skandale in Österreich" eine Neuauflage des gleichnamigen Buchs aus dem Jahre 1996 ist und daher gewisse Entwicklungen, wie auch Skandale des frühen 21. Jahrhunderts nicht aufbieten kann.
Vom historischen Standpunkt aus, zeichnen die Beitragenden jedoch ein sehr akkurates Bild von Voraussetzungen, Entstehungsgeschichte und Folgen der zahllosen hier zusammen aufgeführten Skandale. Den außer durch sensationsgeilen Voyeurismus lassen sich Skandale auch wissenschaftlich aufarbeiten und als Indikatoren für den politischen Reifegrad einer Demokratie betrachten.
Schon bei Mayerling stößt man auf ein Beispiel, dessen Behandlung seitens Regierung und Kaiserhauses kaum folgenreicher behandelt hätte werden können. Die Konsequenzen existieren noch heute und haben einen Mythos geschaffen, den viele Interessierte auch mit Verschwörungstheorien in Einklang bringen. Fast möchte man sagen, Mayerling sei eines der besten Beispiele dafür, wie gezielte Desinformation der Öffentlichkeit, um das Gesicht zu wahren, zu einem Wuchern der Gerüchte, Behauptungen und Lügen führen können. Die Bevölkerung wurde nach Kronprinz Rudolfs Tod innerhalb weniger Tage mit gleich 3 möglichen Todesursachen konfrontiert. So sehr man auch versuchte den Suizid als Möglichkeit zu streichen, die Leiche Mary Vesetras bewies zumindest einen Mord und beides hätte den Ruf des Kronprinzen und die Reputation der katholischen Habsburger schwer geschädigt. Um ein christliches Begräbnis zu ermöglichen, wurde der Selbstmord schließlich mit einer vermeintlichen Geisteskrankheit und psychischen Problemen in Verbindung gebracht. Der Mythos Mayerling war damit geboren.
Mit zahlreichen Originalquellen, wie Zeitungsberichten und Korrespondenzen, sowie Gerichtsprotokollen wird dem Leser auch immer wieder Information aus erster Hand gewährt, um bestimmte Aspekte zu verdeutlichen. Den Wert dieses "Anschauungsmaterials" kann man einfach nicht hoch genug einschätzen. Dazu kommen ausführliche Analysen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe, welche den Anspruch rechtfertigen, dass die Analyse von Skandalen hilft, an ihren Beispielen auch Strömungen und Tendenzen ihrer Zeit zu untersuchen.
Fazit:
Die mit Abstand hochwertigste Studie zur österreichischen Skandalgeschichte von Mayerling bis Waldheim. Ein hervorragendes und höchst fundiertes Nachschlagewerk, für Politologen, Historiker und interessierte Laien.
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