Vor der kubanischen Küste fährt der Fischer Santiago allein in einem kleinen Ruderboot aufs Meer hinaus. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. Der Junge, der ihm früher geholfen hat, ist längst von seinen Eltern auf ein anderes Boot beordert worden: Der alte Mann, sagen sie, sei salao, vom Unglück verfolgt.
Doch nachdem Santiago wieder einen ganzen Tag lang umsonst gewartet hat, beißt ein sehr großer Fisch an und zieht ihn und das Boot hinaus aufs offene Meer. Es beginnt ein anhaltender, ungleicher Kampf ...
«Der alte Mann und das Meer» ist eine der berühmtesten Parabeln der modernen Literatur: Dafür wurde Hemingway 1953 der Pulitzer-Preis verliehen, auch die Jury des Nobelpreises 1954 nahm ausdrücklich Bezug auf «Der alte Mann und das Meer». 1958 wurde die Erzählung von John Sturges mit Spencer Tracy in der Hauptrolle verfilmt. Nun liegt sie in einer neuen, zeitgemäßen deutschen Übersetzung vor.
Portrait
Ernest Hemingway, geb. 1899 als Sohn eines Arztes in Illinois (USA), ging 1921 als Journalist nach Europa und in den Nahen Osten. 1954 erhielt er für sein schriftstellerisches Werk den Nobelpreis für Literatur. Danach verbrachte er fünf Jahre in Paris. 1961 schied er nach schwerer Krankheit freiwillig aus dem Leben. Werner Schmitz wurde 2011 mit dem "Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis" ausgezeichnet. Er wurde für seine Übersetzungen zeitgenössischer amerikanischer Literatur, insbesondere für seine Übertragung der Romane Paul Austers geehrt.
Mit klaren, einfachen Worten regt Hemingway unsere Phantasie zu einem bildgewaltigen Kopfkino an. Dazu die in ihrer Schlichtheit fast poetischen Gedanken des Fischers. Grandios!
Santiago ist alt und einsam und seit 84 Tagen "salao" (glücklos). Doch am 85 Tag beißt ein riesiger Blue Marlin an, mit dem der alte Mann drei Tage und zwei Nächte lang kämpft. Ein Kampf von wahrhaft biblischen Ausmaßen, der fast die Kräfte des Fischers übersteigt. Und der Moment...Santiago ist alt und einsam und seit 84 Tagen "salao" (glücklos). Doch am 85 Tag beißt ein riesiger Blue Marlin an, mit dem der alte Mann drei Tage und zwei Nächte lang kämpft. Ein Kampf von wahrhaft biblischen Ausmaßen, der fast die Kräfte des Fischers übersteigt. Und der Moment seines größten Erfolges ist zugleich der Beginn seiner größten Niederlage, denn aus der Wunde des harpunierten Marlins tritt Blut aus ...
"Der alte Mann und das Meer" ist Hemingways spätes Meisterwerk, für das er mit dem Pulitzerpreis und dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Es ist für mich eine der gelungensten Darstellungen des existenziellen Daseinskampfes des Menschen. Santiago muss nicht nur den großen Fisch besiegen (die Kreatur), er muss auch Schmerzen und Müdigkeit überwinden (sich selbst) und Meer und Haien trotzen (der Natur). Und wie Hemingway diesen Kampf schildert geht unter die Haut. Der Leser spürt regelrecht, dass nichts zwischen ihm (Santiago) und dem Fisch ist, als ein dünnes Stück Schnur.
Am Ende der Novelle liegt Santiago zwar zerschlagen und müde in seiner Hütte und äußert Manolin gegenüber sein Gefühl, dass etwas in seiner Brust kaputtgegangen sei. Als er aber wieder eingeschlafen ist, träumt er von den Löwen. Sinnbild für die Kraft und Majestät der Natur. Ein versöhnliches und zuversichtliches Ende, trotz der Niederlage. Zu diesem Eindruck trägt auch sein junger Freund Manolin bei, der ihm die Treue hält und für die Zukunft Gutes erwarten lässt. Für mich steht fest: „Der alte Mann und das Meer“ ist ein Klassiker des 20. Jahrhunderts, den man unbedingt gelesen haben sollte. Der Rowohlt Verlag bietet hierfür eine schöne Neuausgabe an - mit einer neuen Übersetzung aus dem Englischen von Werner Schmitz.