Das kleine Mädchen Wildfang musste seine Heimat verlassen und vor dem Krieg in ein fremdes Land fliehen. Alles dort scheint kalt, abweisend und vor allem fremd: die Menschen, die Sprache, das Essen und sogar der Wind. Wildfang möchte sich am liebsten nur noch in ihre geliebte Decke wickeln, die gewebt ist aus Erinnerungen und Gedanken an zuhause. Doch dann trifft sie im Park ein anderes Mädchen, das ihr nach und nach die fremde Sprache beibringt und mit ihr lacht. Und so beginnt Wildfang wieder eine Decke zu weben aus Freundschaft, neuen Worten und neuen Erinnerungen, die sie wärmt und in der sie sich zuhause fühlt.
„Zuhause kann überall sein“ klingt so leicht und kann doch so schwer sein. Genau das fängt Irena Kobald mit ihrer Geschichte über ein Mädchen, das früher immer „Wildfang“ gerufen wurde, warmherzig und kindgerecht ein.
Ein lebenslustiges Mädchen verliert die Freude, weil der Krieg sie zur Flucht in ein fremdes Land zwingt. Dort ist alles so furchtbar fremd, so kalt und die Einsamkeit beherrscht von nun an ihren Alltag. Nur in ihrer warmen alten Decke fühlt sie sich geborgen. Denn da kann sie ihrer vertrauten Sprache und Geräuschen lauschen, ein Stück Heimat in der Fremde.
Doch was passiert, wenn dir jemand die Hand reicht und dir das Fremde durch Freundschaft näherbringt? Dann kann Zuhause überall sein.
Unterfüttert wird diese rührende Geschichte von schönen Illustrationen, die mit ihrer Farbgestaltung immer mit dem Text perfekt harmonieren. Freya Blackwood versteht es hervorragend, die Botschaften bildlich zu transportieren und die Geschichte lebendig werden zu lassen. Die warmen Farben vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit, Glück und Freude. Die kalten Farben stehen symbolisch für die Kälte und Ängste, die Wildfang nach der Flucht spürt.
Der dazugehörige Text von Irena Kobald ist auf den Punkt und sehr verständlich gehalten. Ideal für junge Selbstleser und für alle, die gern verstehen wollen, wie sich jemand fühlt, der gezwungen ist seine Heimat aus Sicherheitsgründen zu verlassen.
Ich persönlich finde dieses Kinderbuch wirklich gut gelungen. Es vermittelt sensibel, aber eindringlich mit genau dem richtigen Maß für das Verständnis von Kindern ab 5 Jahren, wie wichtig es ist, auf andere Menschen zuzugehen und sie nicht alleine zu lassen. Außerdem erklärt „Zuhause kann überall sein“ sensibel wie traumatisch eine Flucht und die Ankunft in einem fremden Land sein kann. Welche Ängste und Sorgen Kinder plagen. Besonders schön fand ich die Versinnbildlichung mithilfe der Decke. So wird dieses ernste Thema äußerst sanft und ohne Ängste zu schüren nähergebracht.
Fazit:
Ein Buch, das Mut spendet und Kindern, die noch nie ihr Zuhause aus der Not verlassen mussten, eine Hilfestellung für das Verständnis mit geflüchteten Kindern näherbringt und Brücken baut.
Vor Krieg geflohen, in einem fremden Land - Einfühlsam & bewegend!
Lia48 am 23.04.2022
Bewertungsnummer: 1700019
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
INHALT:
Als der Krieg ausbricht, muss sich „Wildfang“ in einem fremden Land in Sicherheit bringen. Doch hier ist alles anders! Die Leute, die Landschaft, das Essen, die Pflanzen und Tiere. Und vor allem auch die Sprache, die das geflüchtete Kind nicht versteht.
„Wenn ich nach draußen ging, fühlte es sich an, als stünde ich unter einem Wasserfall aus fremden Wörtern. Und der Wasserfall war kalt. Dann fühlte ich mich allein.“
Das vertraute Zuhause hatte einmal Wärme und Sicherheit gespendet, wie eine warme, gemütliche Decke.
Und hier fühlt sich alles so fremd und traurig an. Die Worte der Menschen klingen hart und kalt, wenn man sie nicht versteht.
Doch mit der Zeit entsteht langsam eine neue Decke. Erst ist sie ganz dünn, doch sie wird dicker. Und Irgendwann ist sie genauso weich, angenehm und vertraut, wie die alte….
MEINUNG:
So ein schönes und leider auch sehr aktuelles Bilderbuch, welches beim Lesen und Betrachten sehr bewegt. Trotz der kurzen, aber prägnanten Sätze. Die einfühlsame Wortwahl gefällt mir besonders gut.
Der Fokus liegt jedoch auf den Bildern. Besonders die Farben stechen heraus.
Die ursprüngliche Heimat (vom Bild her liegt sie vermutlich in Afrika) von „Wildfang“ - einem Kind of Color - wird in warmen Farben (Gelb, Orange, Rot) symbolisiert. So auch das Kind selbst und dessen Tante sowie die warme Decke, welche das ursprüngliche Zuhause symbolisiert.
Der Rest wurde überwiegend in Blau und Grün getaucht.
Das Bilderbuch zeigt u. a. wie befreiend und hilfreich Sprache sein kann, um Kontakte auf- bzw. auszubauen, sich die Welt zu erschließen und sich auszudrücken zu können.
Die Kinder können sich in das geflüchtete Kind hineinversetzen und Empathie entwickeln, denn die Geschichte ist aus dessen Perspektive geschrieben. Und diese zeigt Ängste auf, Unsicherheit wegen all dem Neuen und löst dadurch großes Mitgefühl aus.
So können Kinder dafür sensibilisiert werden, was es für andere Menschen bedeuten kann, in ein fremdes Land mit fremder Sprache zu flüchten.
Mit der Zeit entsteht eine neue Decke, denn das Kind findet eine Freundin und lernt nach und nach neue Wörter, und das neue Zuhause wird immer vertrauter.
Dies kann ermutigend aufgefasst werden: Auch wenn alles fremd ist, und es etwas Zeit braucht, „Zuhause kann überall sein“. „Und ich weiß, dass es egal ist, welche Decke ich benutze, denn… Ich bin immer ich!“
(Wo ich immer etwas zwiegespalten bin, ist, wenn BIPoC in Büchern als „wild“ bezeichnet werden, oder wie hier als „Wildfang“. Aber inwieweit das okay ist, müssten Leute aus der BIPoC-Community bewerten.)
FAZIT: Dies ist ein sehr einfühlsames, bewegendes Bilderbuch über Flucht (aufgrund von Krieg), Heimat, Zuhause, Fremde, sprachliche Barrieren und Integration. Für Kinder ab ca. 5 Jahren möchte ich es euch sehr gerne an Herz legen! Auch am Anfang des Grundschulalters kann es durchaus noch eingesetzt werden. 4,5-5/5 !
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