Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf. Bei einem Sprachkurs in Berlin lernt sie die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Nach einem sexuellen Übergriff durch einen westdeutschen Kulturpolitiker strandet Adina nach einer Irrfahrt durch halb Europa in Helsinki. Dort wird Leonides, ein estnischer Politikwissenschaftler und Abgeordneter der EU, zunächst zu ihrem Halt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil.
»Blaue Frau« erzählt aufwühlend vom Ringen um persönliche Integrität einer jungen Frau, unterwegs zwischen Tschechien und Finnland, Estland und Deutschland. In ihren Erfahrungen spiegeln sich auch die jüngsten Machtverhältnisse zwischen Ost- und Westeuropa.
Wirre Geschichte und leider hatte ich wirklich das Gefühl, dass der Ort Helsinki eher nur zufällig wenn nicht für die Autorin lästiger Weise Ort vieler Geschehnisse war. Als ich dann ein Interview mit der Autorin ansah und diese sogleich schilderte, dass sie schlicht zum Zeitpunkt des Schreibens eben in Helsinki war und deshalb der Ort in die Geschichte einfloss, fühlte ich mich in meiner Enttäuschung nur bestätigt.
Soeben habe ich versucht mit "Null" Sternen die Bewertung zu speichern, doch das ging nicht. Also habe ich nun einen Stern gegeben. Traurig im doppelten Sinne.
Ein Roman, der in Atem hält - wenn man ihn lässt.
Bewertung am 04.04.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Zugegebenermaßen hatte ich "Blaue Frau" noch nicht gelesen, als es den deutschen Buchpreis gewann - erst nach der Auszeichnung beschloss ich, mir ein eigenes Bild des Gewinnerromans zu machen, die Rezensionen gingen ja teilweise doch sehr auseinander. Mich persönlich hat Adinas Geschichte gefesselt und begeistert. Mit jedem Kapitel entdeckt man eine weitere Schicht ihrer Persönlichkeit und ihrer Geschichte, denn Adina ist genauso vielschichtig, wie die Themen des Romans. Es geht um den Umgang mit sexualisierter Gewalt -persönlich und in der Gesellschaft, um Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, um Ost und West (Deutschland und Europa), um Erinnerungskultur, um Sprache und Sprachlosigkeit und Geschlechterrollen. Ich kann mir vorstellen, dass Einige Schwierigkeiten mit der Struktur des Romans haben, der zeitliche Ablauf ist
nicht linear, man muss ihn sich im Kopf selber zurechtrücken und rekonstruieren. Für mich hat sie aber total Sinn ergeben, liest man den Roman, wie vorhin erwähnt, als eine Spirale, die sich immer weiter auf Adinas Trauma zubewegt und gleichzeitig immer mehr ihrer Geschichte freilegt. Was mich auch absolut überzeugt hat, war die Entscheidung Antje Ravik Strubels, die eigentliche Gewalttat, die Adina erleben muss, nicht zu beschreiben. Man muss dieses Gräuel nicht reproduzieren, um zu beschreiben, welche fatalen Folgen damit einhergehen. Strubel sagt selbst, es ging ihr darum, die Sprachlosigkeit in Worte zu fassen - und das ist ihr meiner Meinung nach mehr als gut gelungen. Neben Adinas Geschichte gibt es außerdem die Kapitel, in der eine Ich-Erzählerin der titelgebenden Blauen Frau begegnet. Beide Erzählstränge scheinen sich manchmal zu überschneiden, manchmal widersprechen sie sich, manchmal verschwimmt alles miteinander. Beim Lesen wusste ich erhlich gesagt zunächst nicht, was ich mit dieser Blauen Frau anfangen sollte. Aus irgendeinem Grund, war ich fest davon überzeugt, eine Person aus Adinas Geschichte, oder Adina selbst, zu finden, die der Blauen Frau entspräche und war dabei offensichtlich nicht erfolgreich. Erst nachdem ich einige Interviews mit der Autorin gelesen und sie bei unserer Lesung erlebt habe, glaube ich, diese Figur etwas besser verstanden zu haben, als etwas nicht ganz Greifbares, Frau Strubel bezeichnet sie selbst als "Luft- und Wasserwesen der Literatur". Abschließend kann ich den Roman aber wirklich nur von Herzen weiterempfehlen, mir hat er sehr viel gegeben.
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