Stella, arbeitslos und frisch verlassen, ist in einem ziemlich desolaten Zustand, als sie auf den siebzigjährigen Balthasar trifft. Der ehemalige Literaturprofessor lädt sie ein, ihn auf eine Kreuzfahrt zu begleiten. Seine einzige Bedingung: Stella darf keine Fragen zu seiner Vergangenheit stellen. Spontan sagt sie zu, und die Reise beginnt wie ein Traum, der sich erfüllt. Stella genießt das Leben an Bord, die Weite des Ozeans, die sternenklaren Nächte, erlebt ein Abenteuer nach dem anderen und findet langsam zu sich selbst zurück. Doch dann wird immer deutlicher, dass Balthasar etwas zu verbergen hat. Und auch Stella wird mit einer unbequemen Wahrheit über ihr Leben konfrontiert.
Keine Reise war umsonst, so resümiert Stella, die Protagonistin aus „Das Knistern der Sterne beinahe fast am Ende ihrer Geschichte. Und sie hatte recht.
Stella, von ihrem Mann verlassen, lebt in ihrer eigenen Welt. Sie hat ein Lügenkonstrukt rund um sich aufgebaut, um es sich darin bequem zu machen.
Eines Tages lernt sie Balthasar, einen alten, etwas struppigen Mann kennen. Balthasar macht Stella ein eigenartiges Angebot: sie solle ihn auf eine Kreuzfahrt begleiten, natürlich mit getrennten Kabinen und ausreichend Tachengeld und Stella solle ihm dafür jeden Tag am Abend beim gemeinsamen Essen in Balthasars Suite ihre Erlebnisse vom Tag berichten. Seine einzige Bedingung dabei ist, sie solle das Leben an Bord und bei den Landausflügen genießen, darf ihm aber keine einzige Frage zu seiner Vergangenheit stellen.
Stella war es bisher nicht gewohnt, über ihr Leben und speziell über sich selbst nachzudenken, aber diese Gespräche über den Tag werden immer philosophischer und Balthasar sagt zu Stella, man müsse sich einmal ganz offen und ehrlich in den Spiegel schauen, um der Realität ins Gesicht zu sehen, denn erst dann ist man in der Lage, alten Gewohnheiten abzulegen.
Das Knistern der Sterne kann man angeblich hören, wenn man mitten auf dem Ozean ist und frei von jeglicher Zivilisation. Oder kann man das Knistern der Sterne vielleicht nur dann hören, wenn man „das Gespür“ hat? Stella ist ihr „Gespür“ abhanden gekommen. Zuvor konnte sie, wenn sie Menschen berührte – und das war auch ihr Job, Menschen zu berühren als Masseurin - erkennen, wie es dem jeweiligen Menschen geht und was er braucht. Inzwischen fühlte und spürte sie gar nichts mehr, aber ganz langsam kommt „das Gespür“ wieder zurück.
Nicht nur Balthasar hilft ihr, ihr „Gespür“ wieder zurückzufinden, sondern auch der kränkliche Junge Luis, der mit seiner Mutter an Bord lebt. Luis ist Allergiker und braucht daher ganz dringend die Hochseeluft, während seine Mutter am Schiff arbeitet.
Zunächst bemühen Balthasar und Stella sich auch, dem anderen niemals die Wahrheit zu sagen, und erzählen sich daher gegenseitig auch immer Lügengeschichten.
Allerdings glaubt man zu Ende des Buches, dass sie beide immer mehr zur Wahrheit kommen und sich ehrlich gegenüber sind.
Ganz wichtig in diesem Roman ist für mich auch die Bedeutung des Wassers: als Stella wieder von der Reise zurück war – ohne Balthasar – und wieder in ihrer Jugendherberge am See ist, bemerkt sie auch hier, dass Wasser sie beruhigt. Und sie innerlich leicht, geborgen und hoffnungsfroh macht.
Stella beschäftigt sich jetzt auch mehr mit Büchern. Sie fand, je mehr sie liest, desto näher kommt sie sich selbst und desto ruhiger. Gleichzeitig hat sie sich angewöhnt, jeden Tag ihren persönlichen Spruch des Tages zu haben, indem sie in der Bibliothek wahllos eine Seite aufschlug und blind irgendeinen Text markierte, der dann ihr Spruch des Tages ist.
Als Stella zum zweiten mal ein Schiff betritt, denkt sie sich „Keine Reise ist umsonst ...“ und diese Reise bringt sie schließlich ans Ziel.
Von mir aus hätte dieses Buch noch gerne ein ein bisschen länger gedauert, denn so richtig interessant wurde es für mich erst, als Stella das Schiff zum ersten mal betreten hat. Es war spannend, das Leben an Bord kennenzulernen, genauso wie die Beschreibungen der einzelnen Häfen, bzw. Länder, die das Schiff anläuft. Und auch von Stellas Veränderung hätte ich gerne mehr gelesen. Leider endet das Buch gerade dann, wenn Stella gerade zu sich gefunden hat.
Menschliche Wendepunkte an Bord eines Kreuzfahrtschiffes
Bewertung aus Mömlingen am 12.02.2020
Bewertungsnummer: 1292663
Bewertet: eBook (ePUB)
Die arbeits- und bald auch wohnungslose Stella haust im 6-Bett-Zimmer einer Jugendherberge und hadert mit sich, ihrer gescheiterten Ehe und überhaupt ihrem ganzen Leben. Sie trifft eines Tages auf den geheimnisvollen Balthasar, der sie unverhofft zu einer Kreuzfahrt einlädt. Als Gesellschafterin - sie soll das Leben an Bord und bei Landausflügen genießen, er bleibt in der Kabine und erlebt die Reise nur durch Stellas Berichte, jeden Tag beim Abendessen. Ein merkwürdiges Arrangement, aber Stella stimmt zu. Sie hat nichts vor und auch nichts zu verlieren.
Sie nimmt sich zudem vor, an jedem Tag der Reise einem Menschen etwas Gutes zu tun, sein Leben zum Besseren zu wenden. Ein interessanter Ansatz, aber leider versickert dieser Handlungsstrang irgendwie im Nichts.
Wir begleiten Stella bei ihren Unternehmungen und erfahren langsam mehr von ihr, von ihrer "Gabe" und wie ihre Ehe scheiterte. Sympathisch wird sie uns dabei nicht, eher im Gegenteil.
Die abendlichen Unterhaltungen mit Balthasar fand ich schwer zu lesen, sie klingen irgendwie wie Tonbandprotokolle. Ohne Kennzeichnung, wer gerade spricht - ich musste öfter mit den Augen einige Sätze zurückgehen und "abzählen" (denn sie sprechen immer abwechselnd) um festzustellen, wer gerade spricht. Diese Gesprächsaufzeichnungen lesen sich nicht besonders spannend, deshalb habe ich da dann und wann den Faden verloren.
Natürlich lernt Stella an Bord auch noch andere Leute kennen, da ergeben sich einige schöne und anrührende Szenen. Insgesamt plätschert der Roman so dahin, ist mit seinen knapp 300 Seiten aber auch schnell gelesen.
Das Ende des Romans ist ... unerwartet. Es passt nicht so recht zum Rest des Romans und ist doch (oder vielleicht gerade deshalb) sehr schön.
Aufgrund der Wendung am Ende erhöht sich meine Bewertung von knapp drei auf aufgerundete vier Sterne. Kann man lesen!
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