Meine letzte Rezension»Mama, bitte lern Deutsch«von Tahsim Durgun
Als Kind, das in Oldenburg aufwächst mit yezidischen Eltern, die aus der Ost-Türkei fliehen mussten, besetzt Tahsim viele Rollen. Er fungiert als Dolmetscher der Familie, da er die Sprache am besten beherrscht, was auch dazu führt, dass er als Erwachsener Germanistik studiert. Zwar muss er viel Verantwortung für seine Eltern übernehmen und trotzdem widmet er seiner Mutter das Buch, weil er ihr alles zu verdanken hat.
Tahsim Durgun ist mir von TikTok bekannt, wo er migrantische Lebensrealitäten und gesellschaftspolitische Themen behandelt, deshalb hab ich mich sehr gefreut dieses Buch zu lesen.
In dem Buch “Mama, bitte lern Deutsch” geht es aber nicht nur um die Eingliederung in die geschlossene Gesellschaft Deutschlands, sondern um viel mehr. Er gibt seiner Mutter eine Stimme, die gerne von Leuten wie Mareikes Mutter ignoriert wird.
“Jeder von uns kennt eine Person wie meine Mutter. Die schüchterne, aber freundliche Frau, die abends das Büro putzt? Meine Mutter.”
Er gibt seiner Schwester die Anerkennung, die sie verdient, für den Druck unter dem sie als Älteste der Familie stand.
“Manchmal, so denke ich heute, ist es egal, welche Sprache der Empfänger spricht, denn Schmerz folgt keiner Grammatik, Schmerz sprechen wir alle.”
Veraltete Traditionen, wie das rote Band um die Hüfte der Braut, das für Jungfräulichkeit und Demut steht, die brutale Realität der deutschen Bürokratie und der Ausländerbehörde, all diese wichtigen Themen behandelt und kritisiert er. Themen, die aus verschiedensten Gründen teilweise totgeschwiegen werden. Themen, die aufgrund von mangelnder kultureller Sensibilität gerne übersehen werden. Trotzdem geht er sie zynisch und mit seinem typischem, trockenem Humor an, weshalb ich dieses Buch innerhalb von einem Tag gelesen hab.